Handy-Verbot an Schulen: Was finden die Schülerinnen und Schüler?

Handy-Verbot an Schulen: Was finden die Schülerinnen und Schüler?

Die Frage nach einem Handy-Verbot an Schulen beschäftigt Politikerinnen, Behörden und Lehrpersonen. Doch was meinen die Schülerinnen und Schüler? Wir haben sie gefragt.
Beim Thema Handy-Verbot sind sich die Experten uneinig. Die OECD, Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, fordert einen verantwortungsbewussten Einsatz von Handys in Schulen, während die UNESCO, Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur, sich für ein striktes Handyverbot stark macht.

Was ist die Meinung der Schülerinnen und Schüler? Erachten sie ein Handy-Verbot als sinnvoll, zeitgemäss und nützlich oder sind sie dagegen? Um diese Fragen zu beantworten, habe ich mit Schülerinnen und Schülern der Steiner Schule in Zürich und der Kantonsschule Uster gesprochen.
An der Steiner Schule herrscht ein striktes Handy-Verbot für alle Schülerinnen und Schüler. Jeden Morgen geben sie ihrer Lehrperson ihre Handys ab. Diese werden in eine Box eingeschlossen und erst am Ende des Schultages wieder herausgegeben. «Mein Handy läuft mir nicht weg. Ich kann es auch später noch nutzen und jetzt die Zeit mit meinen Freunden geniessen», meint eine Schülerin der Steiner Schule. Die Kantonsschule Uster hat keine vergleichbaren Restriktionen. Sie hat nur für die Schüler des Untergymnasiums die Regelung eingeführt, dass sie das Handy nicht im Klassenzimmer brauchen können.
Die Befragten der beiden Schulen haben in Bezug auf die Handy-Nutzung viele Gemeinsamkeiten. Das durchschnittliche Alter, mit dem sie ihr erstes Handy bekommen haben, liegt zwischen 10 und 13 Jahren. Genauso hält sich die Bildschirmzeit in den ersten zwei Jahren der Oberstufe in Grenzen: Diese liegt bei 1bis 3 Stunden pro Tag, am Wochenende meist ein wenig höher. Zudem nutzen viele Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse noch keine sozialen Medien, und wenn doch, dann nur begrenzt, da ihre Eltern den Zugang kontrollieren. Ein Jahr später zeigt sich ein anderes Bild und die Nutzung von Social Media nimmt zu. Mit dem Älterwerden steigt auch die Bildschirmzeit. Diese liegt bei Schülern der 9. Klasse bei 2 bis 5 Stunden pro Tag.

Handy weg bei den Hausaufgaben
Schülerinnen und Schüler beider Schulen sagen über sich aus, dass sie beim Lernen oder Erledigen der Hausaufgaben durch ihr Handy abgelenkt werden – entweder durch Benachrichtigungen oder durch den Drang, zu schauen, ob sie eine neue Nachricht bekommen haben. Die Schüler sind sich dessen jedoch bewusst und legen das Handy proaktiv ausser Sichtweite. Nur wenn ihre Hausaufgaben besonders langweilig sind, funktioniert diese Taktik nicht zuverlässig.
Ihre Pausen verbringen die Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse beider Schulen gleich: Gemeinsam mit ihren Freunden. Die Aktivitäten reichen von Gesprächen bis zu Volleyball oder Fussball.
Bei den Siebtklässlern fällt die Pausenunterhaltung an den zwei Schulen unterschiedlich aus: Im Untergymnasium der Kantonsschule Uster sind Handy-Games sehr beliebt. Während den Pausen sitzen die Jungs der 7. Klasse vor den Klassenzimmern und spielen Games wie «Brawl Stars», «Clash of Clans» oder «Clash Royale». Auf den ersten Blick wirkt es, als wäre jeder in seiner eigenen Welt. Doch der Schein trügt. Die Jungs spielen in diesen Games zusammen oder manchmal auch gegeneinander. Auf jeden Fall interagieren sie eifrig miteinander. Mehr dazu:

Bei der Frage, ob die Schüler ein Handy-Verbot gut finden, spalten sich die Meinungen drastisch. Die Steiner-Schüler sind sich mehrheitlich einig, dass sie die Regelung nicht stört: «Wir haben uns gegenseitig und brauchen das Handy während der Schulzeit gar nicht.» Die Schüler der Kantonsschule hingegen sind gegen ein Beschränkung. Sie finden ein Verbot nicht alltagstauglich und kontraproduktiv, da viele Dinge wie bezahlen über das Smartphone laufen. Sie sind der Meinung, dass durch ein Verbot der Drang nur noch grösser werde. Die Schüler würden auch «sneaky» werden und fänden trotzdem Wege, an ihr Handy zu kommen. Viel wichtiger finden die Schülerinnen, einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem Handy zu lernen. Schliesslich sind Smartphones ein Teil unserer Gesellschaft geworden, und wir alle müssen einen nachhaltigen Umgang erlernen.

Wie die Experten sind sich also auch die Schülerinnen und Schüler nicht einig, wenn es um ein Handy-Verbot geht. Tatsache ist, dass jede Schule selbst abwägen muss, ob ein Verbot für sie und ihre Schüler am besten geeignet ist.