Werke aus der Kunstsammlung des Kantons Zürich

Werke aus der Kunstsammlung Kanton Zürich permanent ausgestellt im Bildungszentrum Uster. Die Ausstellung wurde kuratiert von der Fachstelle Kunstsammlung Kanton Zürich.

Cat Tuong Nguyen

Cat Tuong Nguyen, «Subway Utopia next to Gas Line», 2013

Cat Tuong Nguyen (*1969) wurde an der Zürcher Hochschule der Künste als Fotograf ausgebildet und arbeitet zunächst vorwiegend in diesem Medium. Ab 2004 erweitert er sein Schaffensfeld und kombiniert Objektkunst mit Video, Fotografie und Zeichnung. Der Künstler verknüpft in seinen Werken immer mehrere Sinnebenen, die von den Betrachter*innen genaues Hinsehen erfordern. Nguyen wendet sich so gegen eine offensichtliche Kunst, deren Bedeutung sich leicht erschliesst. Auch biographische Bezüge sind nur eines von mehreren Bezugsfeldern, obwohl Nguyens Herkunft, seine Geburt mitten im Vietnamkrieg sowie die Trennung von seinen Eltern ein wiederkehrendes Thema in seinem Œuvre ist. 

Im BZU ist «Subway Utopia next to Gas Line» (2013) im Aufgang des Parkhauses montiert. Die vier auf Acrylglas aufgezogenen Fotografien werden von zwei langen Neonröhren hinterleuchtet. Die Fotografien zeigen uns verborgene Winkel, einen Unort mit auffälliger Topografie, der durch das Blitzlicht erhellt wird. Durch die serielle Anordnung und die bloss geringen Abweichungen zwischen den Bildern erhält das Werk einen filmischen Charakter oder verweist auf den Blick aus dem Fenster einer U-Bahn, ins vom zuckendem Licht durchbrochene Dunkel.
(Fachstelle Kunstsammlung Kanton Zürich)

 

 

Lutz & Guggisberg

Lutz & Guggisberg, «Pavillon», 2009–2014

Andres Lutz (*1968) und Anders Guggisberg (*1966) schaffen seit Mitte der 1990er-Jahre als Künstlerkollektiv Werke in verschiedensten Sparten der Kunst: Installationen, Fotografien, Videoarbeiten, Performances, Malereien oder Textarbeiten. In ihren Installationen fügen die Künstler diverse Materialien – Gefundenes, Gesammeltes, Hochwertiges, Schrott – zu «Haufen» neu zusammen. Das Element des Zufalls nimmt im Schaffensprozess eine wichtige Rolle ein. Bisweilen werden Lutz & Guggisberg vom Material geleitet, indem sie ihm seinen Lauf lassen und auf das Ergebnis reagieren.

In der Bibliothek des BZU befindet sich die Skulptur «Pavillon» (2009-2014). Das Werk erinnert – was durch den Titel noch verstärkt wird – an ein Architekturmodell. Trotz der scheinbar zufälligen Zusammenstellung von «Pavillon» besitzt das Werk eine Schauseite, von der aus sich ein Einblick ins Innere der kleinen Baute bietet. «Pavillon» kann als ironischer Seitenhieb auf die museale Ausstellungspraxis gelesen werden, denn: Wird ein Haufen Material dadurch zur Kunst, dass er auf einen Sockel gestellt oder in eine Vitrine gelegt, beleuchtet und ausgestellt wird? Oder: Wann wird Kunst zu Kunst?
(Fachstelle Kunstsammlung Kanton Zürich)

 

 

Klodin Erb

Klodin Erb, «The Sweet Lemon Ballad», 2016

Nach ihrem Studium an der Zürcher Hochschule der Künste, das Klodin Erb (*1963) mit dem Schwerpunkt Malerei abschliesst, wendet sie sich zunächst mehrheitlich anderen Medien zu. Gewobene und bedruckte Textilien spannt Klodin Erb auf Keilrahmen oder integriert sie in Installationen, daneben kreiert sie Objekte aus Pflanzen.

Obwohl Erb mit zahlreichen Werkstoffen operiert, bleibt die Malerei stets ihr Referenzsystem. Dies kommt auch bei «The Sweet Lemon Ballad» (2016) zum Ausdruck, Erbs erste animierte Videoarbeit im zweiten Obergeschoss des BZU. Wir sehen als erstes ein Gemälde, ein Stillleben mit zwei Zitronen. Eine davon wird zur Protagonistin und rollt durch mehrere Räume, in denen sie zahlreichen Kunstwerken begegnet, darunter Meret Oppenheims «Pelztasse» (1936), aus der eine weitere Zitrone hervorlugt. Die gelbe Frucht wandelt sich zum Ego der Künstlerin und wird schliesslich gründlich ausgepresst. Klodin Erb erzählt uns hier einerseits ihre persönliche Geschichte und führt uns andererseits, wie in einem Märchen, eine moralische Botschaft vor Augen: Wer nicht aufpasst, wird einer Zitrone gleich ausgepresst – oder presst sich selber aus.
(Fachstelle Kunstsammlung Kanton Zürich)

 

 

Peter Hauser

Peter Hauser, Werke aus der Serie: O. T., 2012

Peter Hauser (*1981), früher selbst als Werber tätig, ist heute insbesondere für seine Auftragsfotografien, die in Werbekampagnen eingesetzt werden, bekannt. Während seinem Studium an der Zürcher Hochschule der Künste gründete Hauser das Fanzine Püré Bildmagazin, mit welchem er seine Fotografien verbreitete – so auch die Werke aus dem Jahre 2012, die im BZU montiert sind.

In der Bibliothek des BZU sind Fotografien Hausers zu sehen, die Teil einer dokumentarischen Serie sind. Der Fotograf fertigte die Bilder anlässlich einer Reise durch den Südwesten der USA an, von Texas nach Kalifornien. Die fotografischen Ausschnitte des amerikanischen Alltags, die Hauser während seiner Reise sammelte, entsprechen den europäischen Klischees über die USA, die durch die Popkultur, durch das Fernsehen und Kino übermitteln werden: Naturaufnahmen zeigen Dürre, ein Cowboyland mit Kakteen und in einer suburbanen Kulisse werden Jugendliche porträtiert, Szenen in Diners und die Architektur von Motels festgehalten. Dadurch entsteht das Bild eines gespaltenen Landes, und zwar schon vier Jahre vor Trump; die starke Technologisierung und Fortschrittlichkeit kontrastiert mit dem wirtschaftlichen Zerfall und Nostalgie.
(Fachstelle Kunstsammlung Kanton Zürich)

 

 

Laurent Goei

Laurent Goei, «Entwurf für eine Tätowierung» und «The Separation», 2003

Laurent Goei (*1964) ist ausgebildeter Grafiker und Installationskünstler. Bekannt ist er in erster Linie aber für seine musikalisch-visuellen Kunstprojekte, für Soundskulpturen und Soundperformances, die er seit 1994 unter dem Namen «Minimetal» gemeinsam mit Nik Emch durchführt.

Inspirationsquelle für seine bildnerischen Werke sind einerseits alltägliche Situationen, die er in Momentaufnahmen konserviert. Andererseits bedient er sich aus einem Fundus von Zitaten und Bildern aus der Geschichte von Popkultur, Rockmusik, Mode, Film und Kunst. In seinen Collagen und Installationen verbindet er Bilder, Schrift und Sprache. Mit dem Sampling und Remixing von Bestehendem wendet Goei Techniken an, die er der Musikkultur entlehnt. Dabei entstehen Hommagen an Personen, die er liebt, wie etwa Johnny Cash, dessen Name den Schriftzug in seinem «Entwurf für eine Tätowierung» (2003) bildet. Das Werk «The Separation» (2003), das ebenfalls in der Bibliothek des BZU montiert ist, besteht aus einem in riesigen Lettern geschriebenen Dialog. Dieser könnte aus einem Drehbuch stammen und Teil der Eröffnungsszene eines Films sein. Das Bild wird dabei zur Fläche, auf die wir unsere Ängste oder Träume projizieren können, denn den weiteren Verlauf dieser «Separation» können wir uns selbst ausmalen.
(Fachstelle Kunstsammlung Kanton Zürich)