Amadeus - Der Vorhang ist gefallen
Anouschka Mamie
Die Lichter im Saal gehen aus. Alle Köpfe wenden sich dem noch geschlossenen Vorhang zu und das Gemurmel im Saal erstirbt. Nur hie und da ist das Rascheln eines Kostüms zu vernehmen, sonst herrscht vollkommene Stille. Die Schauspielerinnen und Schauspieler verharren in ihren Positionen und warten auf den Moment, auf den sie sich seit dem letzten Sommer vorbereitet haben. Gedämpft dringt die Musik durch den Vorhang auf die Bühne. Nach wenigen Sekunden gleitet der schwere Vorhang zur Seite und es ist soweit. Der Moment ist da. Der Moment, in dem die Schauspielerinnen und Sachspieler ihre eigenen Persönlichkeiten ablegen und stattdessen in die Figuren schlüpfen, die sie in den nächsten zwei Stunden verkörpern werden.
Die elfköpfige Theatercrew, die sich aus neuen und altbekannten Mitgliedern zusammensetzt, fand sich seit dem Beginn des Herbstsemesters 2015/16 wöchentlich im Alpha ein, um sich der gemeinsamen Leidenschaft – dem Theater – hinzugeben. Innert kürzester Zeit bauten die Teilnehmer des Freifachs Vertrauen zueinander auf, was zu einer hervorragenden Stimmung innerhalb der Gruppe beitrug, die niemand hätte missen mögen.
Nach einem Quartal gefüllt mit Improvisationsübungen, Stimmtraining und Austesten der schauspielerischen Grenzen widmete sich die Theatercrew dem diesjährigen Stück. «Amadeus» von Peter Schaffner sollte es werden – ein spannendes Stück mit eindeutig mehr Männern, als die Truppe zu bieten hat. Doch dies ist kein Hindernis für die experimentierfreudige Gruppe und kurzerhand schlüpfen mehrere Schauspielerinnen in Männerrollen.
Die Rollen sind vergeben, die Texte werden eingeübt und die Szenen inszeniert. Die Zeit fliegt und die Proben vergehen schnell. Die Monate bis zu den Aufführungen werden immer weniger und schon stehen die Probetage vor der Tür. Die gemeinsam verbrachte Zeit schweisst die Truppe noch enger zusammen. «Es war wundervoll, wie gut wir uns alle verstanden haben», sagen sie über die diesjährige Theaterproduktion.
Ein weiteres Highlight sind die Kostüme, die wohl noch in keinem Jahr zuvor solch grossen Anklang gefunden haben. Der extravagante Kleidungsstil der damaligen Zeit sorgt sowohl für einige Lacher wie auch grosses Lob beim Anprobieren. Nach Kostüm-, Perücken- und Stellproben, nach Durchläufen, Lichtmontagen und Tontestphasen, rücken schon die Aufführungen näher. Vor kurzem waren es noch Monate, bis es ernst wird; und plötzlich sind es nur noch Minuten.
Die letzten Sätze verklingen, die Schauspielerinnen und Schauspieler halten den Atem an. Sobald der Vorhang geschlossen ist, werden die Figuren abgeschüttelt und die Schauspielerinnen und Schauspieler empfangen als sie selbst den Applaus. Mit strahlendem Lächeln treten sie dem Publikum entgegen, bevor sie sich leider auch schon vom diesjährigen Theater verabschieden müssen.