Am Montagmorgen füllte sich die Aula zwar nicht ganz so stürmisch wie der Wind, der draussen sein Unwesen trieb, aber trotzdem war eine gewisse Vorfreude und Neugier auf die kommende Woche in den Gesichtern zu erkennen.
Unsere Politikwoche stand unter dem Motto «Die Schweiz im Jahr 2050». Jakub Samochowiec vom Gottlieb-Duttweiler-Institut stieg mit uns in dieses Thema ein, indem er uns vier Szenarien des Lebens in der Schweiz in 30 Jahren präsentierte. Wer bis zu diesem Zeitpunkt noch völlig zuversichtlich in die Zukunft geschaut hatte, wurde durch Jakub Samochowiecs Vortrag ein wenig ernüchtert, denn die Prognosen waren eher besorgniserregend statt optimistisch.
Erfreulicherweise haben wir das Glück, unsere Zukunft mit unseren Aktionen selbst zu bestimmen, und so machten wir uns in kleinen Gruppen an die Arbeit. Diese Arbeit beinhaltete Ideen, Prognosen und Konzepte, welche sich mit den Fragen beschäftigten, wie man 2050 in der Schweiz leben, arbeiten und entscheiden wird.
Mit diesen Fragen haben sich auch zwei weitere Referenten, Christian Müller und Dr. Sarah Engler, befasst. Durch Herrn Müller lernten wir den frisch gegründeten «intrinsic Campus» kennen, welcher eine alternative Ausbildung für Lehrpersonen bietet. In diesem Studium steht vor allem das Individuum im Vordergrund, das heisst, jeder einzelne Student und jede einzelne Studentin lernt genau die Fähigkeiten, in denen er oder sie Schwächen sieht. Auch durch Dr. Sarah Engler vom Institut für Politikwissenschaften konnten wir unser Bild der Zukunft erweitern. Sie beschrieb uns die Chancen und Gefahren momentaner politischer Entwicklungen und trotz einiger Problematiken sieht sie für die Schweiz der kommenden Jahre keine akuten Bedrohungen.
Ein Highlight der Woche boten die Exkursionen, bei denen wir die Zukunft für einmal nicht nur als Spekulation erlebten: Während sich die eine Gruppe an der ZHdK über Gamedesign informierte, besuchten andere das SRF-Radiostudio, das Landesmuseum, die ETH, das Hunziker-Areal, das NEST, den Strickhof und nicht zuletzt gab es die Möglichkeit, einen Franziskaner-Mönch in Zürich zu besuchen und mit ihm über alternative Lebensentwürfe zu diskutieren.
Als sich am Mittwochmorgen Nina Fehr-Düsel (SVP), Beatrix Frey-Eigenmann (FDP), Marionna Schlatter (Grüne) und Philipp Kutter (CVP) vorstellten, waren wir sehr gespannt darauf, wie hitzig die Diskussion zwischen den Politikerinnen und Politikern würde. Die Debatte war tatsächlich spannend: Auch wir Schülerinnen und Schüler durften mitdiskutieren. Fragen wie «Was denken Sie, Frau Fehr-Düsel, über den Klimawandel?» oder «Was halten Sie, Frau Schlatter, von der Idee, dass Frauen ebenfalls militärpflichtig sind, um Gleichberechtigung zu erhalten?» provozierten ein fesselndes Gespräch und liessen die Stunde wie im Flug vergehen.
Während der ganzen Woche arbeiteten alle Schülerinnen und Schüler an ihren Projekten und die Mediengruppe dokumentiere die Fortschritte auf Instagram und drehte Filme. Am Freitag wurden die Endergebnisse dann Schülerinnen und Schülern, den Lehrpersonen und den Jungpolitikerinnen und -politikern präsentiert. Die Bandbreite an Projekten ging von «Gentechnik der Zukunft» über «Unsterblichkeit» zu Konzepten einer autofreien Schweiz oder einem neuen Lehrplan für Schweizer Schulen. Die ursprüngliche Zukunftsangst vom Anfang der Woche schien mit diesen neuen Projekten wieder verflogen, die Gruppen fanden durchdachte Konzepte und Lösungsansätze für die prognostizierten Probleme der Schweiz im Jahr 2050.
In dieser Woche haben wir einiges erfahren und gemerkt, wie viel wirklich im Begriff «Politik» steckt. Wir konnten über unsere Zukunft diskutieren und mit den Projekten sogar einen kleinen Beitrag dazu leisten, diese gestalten. Mit einem selbst gemachten Essen der Zukunft war es uns abschliessend sogar möglich, die Zukunft zu probieren. Ob wir im Jahr 2050 wohl tatsächlich Mehlwürmer und Heuschrecken essen? Manchen hat es geschmeckt.