Wie sieht die Schweiz im Jahr 2050 aus? Wird die Schweiz Teil der EU sein? Existiert unsere direkte Demokratie noch? Wie weit wird künstliche Intelligenz die Gesellschaft prägen? Mit solchen und weiteren Fragen setzten sich die Schülerinnen und Schüler der 6. Klassen während der Politikwoche 2019 auseinander. Während dieser Sonderwoche hatten die Maturandinnen und Maturanden die Möglichkeit, sich genauer mit einem Aspekt der drei Themenbereiche «Leben», «Entscheiden» und «Arbeiten» zu befassen. Die Aufgabe dabei war, Szenarien oder Lösungsvorschläge für das Jahr 2050 auszuarbeiten.
Zwischen den intensiven Arbeitsphasen fanden Inputreferate von Patrik Zamora, Politologe vom Zentrum für Demokratie Aarau, und Jan Berli vom Think Tank W.I.R.E. statt. Was bei beiden Referaten betont wurde: Man kann die Zukunft der Schweiz für diesen Zeithorizont nicht vorhersagen. Umso mehr waren die Schülerinnen und Schüler gefordert, aufgrund der Analyse jetziger Tendenzen eigene Ideen zu entwickeln und diese so realistisch wie möglich umzusetzen. Zusätzliche Exkursionen unterstützten diese Entwicklungsphase: Führungen an sechs verschiedene Orte gaben einen Einblick in futuristische Unternehmen und spezielle Projekte. Besichtigt werden konnten das NEST der EMPA, der Strickhof, die Kalkbreite, die Ausstellung «Foodrevolution», Radio SRF und die ZHdK.
Einer der Höhepunkte der Woche war für viele Schülerinnen und Schüler die Podiumsdiskussion, welche am Mittwochmorgen stattfand. Eingeladen zu dieser «Arena» waren Fabian Molina, Nationalrat SP, Hans-Jakob Boesch, Kantonsrat und Präsident FDP ZH, Markus Ehrensperger, Gemeinderat und Fraktionspräsident SVP Uster, sowie Norman Backhaus, Professor am Geographischen Institut der Universität Zürich. Moderiert wurde die Diskussion von SRF-Redaktor Rafael von Matt. Professionell leitete er durch die Gesprächsthemen Digitalisierung, Klima, Überalterung, Zukunft der Arbeitswelt und Gleichberechtigung. Von Matt liess gekonnt die Politiker zu Wort kommen, bezog aber auch die Schülerinnen und Schüler in die Diskussion mit ein. Entgegen der Meinung, dass die Jugendlichen politisch uninteressiert seien, zeigte sich hier, dass bei den Maturandinnen und Maturanden der Bedarf nach politischem Austausch und Diskussion gross ist. Mühelos konnten sie mit den Politikern mithalten, stellten kritische Fragen oder nahmen deutlich Stellung. So sagte Kanti-Schülerin Lisa Balsiger denn auch nach der Veranstaltung: «Es war wie bei der richtigen «Arena» im Fernsehen». Nikolaus Steinauer, G6a, meinte: «Ich finde es sehr wichtig, dass wir sehr früh in den politischen Meinungsprozess eingeschaltet werden.»
Am Freitag war es nach intensiver Arbeit endlich so weit: Beim sogenannten «Marktplatz der Ideen» stellten die Schülerinnen und Schüler ihre Projekte nicht nur ihren Mitschülerinnen und Mitschülern und Lehrerinnen und Lehrern vor, sondern auch Jungpolitikerinnen und Jungpolitikern, die alle Projekte bewerteten. Vertreten waren verschiedenste Parteien – von rechts bis links – wie die Junge CVP, die JUSO, die Junge EVP, die Jungen Grünliberalen und die Jungfreisinnigen. Diese jungen Politikerinnen und Politiker mussten sich dann für die besten Projekte entscheiden. Als Gewinner gingen drei Ideen hervor, welche die Jungpolitiker als ziemlich durchdacht und sehr professionell präsentiert bewerteten: Eines davon war eine futuristische Gemeinschaftswohnung, die Wohnen und Subsistenzlandwirtschaft miteinander verband. Bei einem anderen Siegerprojekt wurde die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens untersucht, welches sich finanziell als realistisch darbot. Als drittes Projekt gewann die Gruppe, welche das perfekte Altersheim entworfen hatte. Lösungsvorschläge also für die Problembereiche Klima, Ressourcen, Wirtschafts- und Gesellschaftssystem.
Die Politikwoche war geprägt von intensivem Arbeiten, Austausch, Debatten und Ideen. Auch wenn die Zukunft ungewiss ist, wurden die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, an der Gestaltung ihrer Zukunft aktiv mitzuarbeiten. Die Grundlagen dafür sind in dieser Woche gelegt worden.