Flüchtlingsströme, Flüchtlingsschicksale, Flüchtlingslager – die Medien sind voll von Bildern und Geschichten, die unterschiedlichste Emotionen auslösen, von tiefem Mitgefühl und Hilfsbereitschaft bis zur Angst oder sogar Wut. Von der Politikwoche erhofften sich die 6.-Klässlerinnen und 6.-Klässler der Kantonsschule Uster deshalb einen tieferen Einblick in diese hochaktuelle, aber schwer durchschaubare Thematik.
Die Woche begann Schlag auf Schlag: Nach einer kurzen Einführung durch die Schweizerische Flüchtlingshilfe konnten die Schülerinnen und Schüler eindrückliche Fluchtgeschichten hautnah von drei Menschen aus Somalia, Sri Lanka und dem Kosovo erfahren.
Als Vorbereitung auf die Begegnung mit Flüchtlingen aus drei Durchgangsheimen im Thurgau wurden Gruppen für Kochen, Unterhaltung, Führung und Presse gebildet, denen bestimmte Aufgaben während der Woche aufgetragen wurden.
Das erste Highlight der Woche fand am Dienstag statt. Die Schülerinnen und Schüler wurden in Gruppen aufgeteilt und besuchten Durchgangsheime für Asylsuchende in Frauenfeld, Weinfelden und Arbon sowie eine Schule für minderjährige Asylsuchende. Der Kontakt mit den Menschen stellte wegen den noch nicht so guten Deutschkenntnissen eine Herausforderung dar. Trotzdem entstand ein interessanter Austausch zwischen den Besuchern und den Flüchtlingen und beide Seiten hatten bei diversen Spielen Spass und konnten sich ein wenig kennenlernen.
Die nächsten zwei Tage folgten einem straffen Zeitplan: Vertreter von Amnesty International und der Stadt Uster, dem Staatssekretariat für Migration sowie der ORS Service AG, die für die Betreuung von Asylsuchenden zuständig ist, informierten die angehenden Maturanden über ihre Arbeit mit Flüchtlingen. Am Donnerstag gab es eine angeregte Podiumsdiskussion mit vier Nationalräten aus verschiedenen Parteien. Obwohl es in dieser Woche weder Hausaufgaben noch Prüfungen gab, waren die 6. Klassen durch die Fülle der komplexen Informationen und ihrem kritischem Hinterfragen sehr gefordert.
Zum Abschluss empfingen die Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Uster die Asylbewerber, die sie am Dienstag im Thurgau besucht hatten und revanchierten sich so für deren Gastfreundlichkeit. Für die zukünftigen Maturanden bedeutet «Flüchtlinge» jetzt nicht mehr etwas Fremdes und Unbekanntes, sondern Menschen mit eigenen Schicksalen, Ängsten und Hoffnungen.