Die Politikwoche, welche jedes Jahr an der Kantonsschule Uster für den ältesten Jahrgang durchgeführt wird, soll uns Schülerinnen und Schüler politisch bilden. In dieser Woche sollen wir uns mit Hilfe externer Fachpersonen mit den Themen Demokratie, Populismus und Medien beschäftigen. Dafür erarbeiten wir im Klassenverband die theoretischen Grundlagen unserer Demokratie, welche über die Woche hinweg durch diverse Referate und Begegnungen mit spannenden Vertreterinnen und Vertretern aus der Schweizer Politik und den Medien ergänzt werden. Dazu kommen wir in den Genuss einer fesselnden Podiumsdiskussion mit Vertretern diverser Parteien. Zudem haben wir das Privileg, am Freitag, dem Begegnungstag, selbst mit verschiedenen Politikexpertinnen und Experten sowie mit lokal und national tätigen Politikerinnen und Politiker ins Gespräch zu kommen. Dies ermöglicht uns, unsere Perspektiven zu erweitern, und bereitet uns auf die anstehenden Wahlen vor, an denen die meisten Schülerinnen und Schüler unseres Jahrgangs zum ersten Mal teilnehmen dürfen.
Wir starteten mit einem spannenden ersten Referat in die Woche. Herr Jens Lucht vermittelte uns ein tieferes Verständnis für den Begriff und das Phänomen des Populismus. Als Dozent der Universität Zürich konnte er uns mit Studien und Inhalten aus seinen Vorlesungen einen spannenden Vortrag über Populismus mit Fokus auf Rechtspopulismus halten. Er ist bei diesem Vortrag unter anderem darauf eingegangen, dass Medien mit schlechten bzw. extremen Artikeln und Schlagzeilen viel mehr Personen erreichen können. Dies stellt laut Lucht ein Problem dar, da viele Menschen dann nur die extremen Meinungen mitbekommen und sich für eine «Seite» entscheiden. So spaltet sich die Bevölkerung aufgrund der politischen Meinung und die extremen Meinungen bekommen überproportional viel Aufmerksamkeit. Als Beispiel brachte Lucht unter anderem die Statistik, dass der ehemalige SVP-Nationalrat Christoph Blocher in der untersuchten Zeit öfter erwähnt wurde als die zehn nachfolgenden politischen Mitstreiter zusammen. Ein weiterer Kritikpunkt des Vortrags ist, dass sich die Jugendlichen von heute oft nicht ausreichend über aktuelle Ereignisse informieren, z. B. durch Zeitungen. Vor allem in bildungsfernen Schichten haben viele Jugendliche keinen Zugang zu den traditionellen Medien und beziehen ihre Informationen hauptsächlich aus sozialen Netzwerken. Dabei besteht jedoch die Gefahr, aufgrund von Algorithmen in einer Informationsblase gefangen zu sein und politische Nachrichten nur aus einer bestimmten Perspektive oder von einer bestimmten Position zu erhalten.
Um sich eine fundierte politische Meinung zu bilden, empfiehlt Lucht, sich aus verschiedenen Quellen und Medien mit unterschiedlicher politischer Ausrichtung über Politik zu informieren. Erst nach dieser gründlichen Recherche sollte man sich eine Meinung bilden oder seinen bisherigen Standpunkt überdenken.
Am Dienstag, dem zweiten Tag der Politikwoche, stand bei einem Workshop im Klassenverband die Künstliche Intelligenz (KI) im Mittelpunkt. Wir haben nicht nur über ethische Leitlinien für KI diskutiert, sondern auch über eine mögliche und praktisch unvermeidliche Zukunft, in der KI neue Formen annehmen könnte. Als Leitfaden und Denkanstoss dienten uns zehn Leitlinien für KI, die zusammen erarbeitet wurden. Es handelt sich bei KI um ein Medium, dessen Entwicklung wir mit Interesse verfolgen und das neue Dimensionen in vielen Lebensbereichen eröffnen wird. Obwohl der Workshop spannende Eindrücke und Informationen vermittelte, wurde von einigen Schülern und Schülerinnen angemerkt, dass zu wenig Vertiefung stattfand. Da KI zwar ein neues Tool ist, aber trotzdem stark diskutiert wird, fehlte es teils an tatsächlich neuem Inhalt, mit dem sich die Jugendlichen noch eher selten auseinandergesetzt haben. Auf den Workshop folgte ein spannendes Referat von Roland Reichenbach. Seine geistreiche Redensweise fesselte das Publikum, wobei die gelegentlichen Adolf Ogi-Witze dem Referat einen leichten und witzigen Unterton verliehen.
Am Nachmittag durften wir dann einem spannenden Vortrag von Marco Kovic über Misogynie (Frauenhass) in sozialen Medien zuhören. Auf den Vortrag folgte eine hitzige Diskussion über diverse Aspekte des Vortrages. Die Diskussion entwickelte sich zu einer etwas grösseren politischen Debatte, die auch in den darauffolgenden Tagen weitergeführt wurde. Im Unterrichtsblock im Klassenverband, der auf den Vortrag folgte, wurden dann noch die zwei Vorträge nachbesprochen. Auch dort wurde fleissig weiterdiskutiert. Die einen Schüler fanden die Vorträge lehrreich, andere spannend oder kontrovers. Auf jeden Fall haben die Vorträge ihren Zweck erfüllt: politische Diskussionen anzuregen.
Am Mittwoch hatten alle Schülerinnen und Schüler frei, um an ihren Maturaarbeiten zu arbeiten, da die Abgabe derselben näherrückte.
Am Donnerstag stand dann die ersehnte Podiumsdiskussion an. Neben dem SRF-Inlandredaktor Rafael von Matt, welcher als Moderator die Diskussion leitete, durften wir Céline Widmer von der SP, Bruno Walliser von der SVP, Matthias Müller von der FDP und Corina Gredig von der GLP bei uns begrüssen. Durch die interaktive Diskussion war es uns Schülern möglich, die Parteien durch ihre Vertreter besser kennen zu lernen. In der Diskussion standen vor allem Themen wie der Klimawandel, die Zuwanderung oder die AHV und die Gleichstellung von Männern und Frauen im Mittelpunkt. Die Schüler und Schülerinnen durften die Diskussion durch Fragen mitgestalten und konfrontierten die Politiker mit hochaktuellen Fragen und Themen. Die Parteivertreter und -vertreterinnen führten uns durch den brisanten und geschäftigen Alltag eines Parteimitglieds und reflektierten über die letzten und die anstehenden Wahlen. «Vor vier Jahren waren es Wahlen der Hoffnung, nun mit der aktuellen, sich verändernden Weltlage kann man fast von Wahlen der Angst sprechen.» Dieses Zitat von Corina Gredig blieb uns besonders.
Am Freitag krönte der Begegnungstag das Ende der Politikwoche für uns Schüler und Schülerinnen. Die Klassen hatten das Vergnügen, Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Parteien von Angesicht zu Angesicht in spannende Diskussionen zu verwickeln und mehr über sie als Person und ihre Partei zu erfahren. Neben grösseren Parteien wie der GLP oder der SP besuchte uns z. B. auch ein Vertreter der Piratenpartei, welcher mit spannenden Diskussionen rund um das Thema Digitalisierung zur Woche beitrug. Die Schüler und Schülerinnen scheuten sich nicht, die Politiker und Politikerinnen auch mal direkt zu konfrontieren, was zu angeregten Gesprächen und interessanten Einsichten führte. Nach einer kurzen Mittagspause trafen wir uns alle zum gemeinsamen Abschluss. Nach einer kurzen Rede von Herrn Nyffenegger präsentierte das Presseteam den ersehnten Wochenrückblick in Form eines selbsterstellten Films. Das gespannte Publikum durfte fünfzehn Minuten POWO geniessen, wobei sie nochmals die aufregendsten Ausschnitte aus den Referaten erleben durften und einen Einblick in exklusive Interviews mit den Referenten erhielten. Am meisten Freude machten jedoch allen die Beiträge der Schülerinnen und Schüler, die alle fleissig mit ihren Meinungen und ihrem Gedankengut zu einer spannenden Politikwoche beitrugen.
Somit kam die Politikwoche zum Ende und wir bedanken uns noch einmal ganz herzlich bei allen für die hervorragende Mitarbeit und Herrn Burger, Herrn Nyffenegger und Frau Oertle für die ausgezeichnete Planung.