Die Filmlesung ist eine eigene Entwicklung Thomas Binottos, und in den Genuss eines solchen Vortrags des studierten Philosophen kamen die fünften Klassen der KUS.
Eine grundlegende Frage, die durch die ganze Lesung führte und mit der sich Filmschaffende seit eh und je auseinandersetzen, lautet: Wie funktioniert Kino? Was zuerst nach einer etwas merkwürdigen Frage klingt - schliesslich konsumieren wir alle Kinofilme und können uns ein Filmset ungefähr vorstellen - stellt sich als weit tiefgehender heraus: Von Demonstrationsszenen aus Filmen, die vorgaukeln, etwas vorzugaukeln, über Assoziationen zum Zweiten Weltkrieg in «Tribute von Panem» bis zum Kontrollverlust über Bilder in den sozialen Netzwerken deckte Binottos Vortrag alles ab, was mit der Funktionsweise von Film- und Bildmaterial zu tun hat.
Die Lesung zeigte den Schüler:innen eindrücklich, wie Medien aller Art Bildausschnitte und -bearbeitungen, Perspektiven, Musik und Assoziationen verwenden, um sich im Gedächtnis der Menschen zu verankern. Denn so funktioniert Kino, so funktionieren Zeitungen, so funktioniert Propaganda.
Diese Mittel haben auch eine Auswirkung auf das menschliche Denken. Heute sehen wir Dinge ganz anders, als die Menschen es vor 100 Jahren taten. Wir sind es uns gewohnt, uns das Gesamtbild eines Geschehens im Kino selbst zusammenzusetzen, ein Film zeigt uns nie eine Übersicht über alles. Thrillerfilme beispielsweise spielen ganz bewusst damit, dass wir uns Dinge noch viel brutaler vorstellen, wenn wir sie nicht sehen.
Da Bilder und Videos in der heutigen Zeit der Digitalisierung noch schwieriger als echt oder gefälscht zu identifizieren sind und sie ohne Kontext ganz neue Aussagen bekommen können, hielt Binotto auch noch einige Links für die Schüler:innen bereit, mit denen der Hintergrund eines Bildes ans Tageslicht gerückt werden kann.
Die Filmlesung veranschaulichte auf schon fast beängstigende Weise, wie sich das menschliche Hirn manipulieren lässt, aber sie schuf auch ein Bewusstsein dafür, dass man nicht sofort jedem Bild Glauben schenken sollte, das einem begegnet.