MINT-Vortrag zur Zellulären Landwirtschaft

MINT-Vortrag zur Zellulären Landwirtschaft, Bild: Niklas Baerlocher

MINT-Vortrag zur Zellulären Landwirtschaft, Bild: Niklas Baerlocher

Jedes Jahr wird vom Stab MINT ein Vortrag organisiert, um neue Erkenntnisse oder Resultate aus der Forschung zu präsentieren. Dieses Jahr wurde die zelluläre Landwirtschaft vorgestellt, eine neue Art, Pflanzen oder auch Fleisch im Labor zu züchten. Von Regine Eibl und Muriel Zumbihl, die von der ZHAW angereist waren, erfuhr man während der 45-minütigen Präsentation von den Vor- und Nachteilen (auch im Vergleich zur herkömmlichen Landwirtschaft) und den verschiedenen Arbeitsschritten, die es bis zum fertigen Produkt braucht. Auch zahlreiche Beispiele wurden gezeigt, von denen die meisten schon auf dem Markt sind, wie zum Beispiel Hähnchen-Nuggets oder Eiscreme.

Ein sehr grosser Nachteil der herkömmlichen Landwirtschaft ist, dass die Natur stark unter ihr leiden kann. Entweder werden Wälder gerodet, Schädlingsbekämpfer eingesetzt, welche wiederum uns schaden, oder der CO2 -Ausstoss ist viel zu hoch. Zelluläre Landwirtschaft hat diese Probleme nicht, denn es werden nur Zellen, pflanzliche oder tierische, oder Mikroorganismen verwendet. Man braucht für diese weniger Platz, keine Herbizide und man kann sie unabhängig vom Wetter, Standort oder Klima heranwachsen lassen. Es werden auch weniger Abfälle produziert, da man nur die gewollten Teile herstellen lassen kann. So können beispielsweise gezielt Steaks oder Filets gezüchtet werden, anstatt eine ganze Kuh heranzuziehen. Leider bringen diese zahlreichen Vorteile auch Nachteile mit sich. Diese Herstellungsverfahren sind aufwändig, haben vergleichsweise hohe Preise und sind zudem auch ziemlich schwierig zu vermarkten, wie zum Beispiel ein ‘gezüchtetes’ Steak.

Aber wie funktioniert denn zelluläre Landwirtschaft? Als erstes werden Stammzellen «geerntet», welche dann zu jeder Art von Gewebe gezüchtet werden können. Wenn die Kultur auf Mikroorganismen basiert ist, werden diese genetisch modifiziert. Nachdem diese Zellen angezüchtet wurden, werden sie im nächsten Schritt in einem Bioreaktor fermentiert. Nach der Isolierung der Zellkulturen aus der Brühe, die im Reaktor war, kann das Produkt aufgearbeitet und danach geformt werden. Diese Produkte können nicht nur in Lebensmitteln und Kosmetik verwendet werden, sondern auch für verschiedene Textilien und Kunstleder. So werden zum Beispiel Milch- und Eiproteine, Fette, Aroma- und Süssstoffe, Fisch und Fleisch und verschiedene Zutaten für Kosmetikprodukte hergestellt.

Beispiele, die dem Publikum vorgestellt wurden, waren:

  • Eiscreme aus Milchproteinen, die aus einem Pilz gewonnen wurden
  • Aromastoffe aus Hefe, welche sonst sehr viel Rohstoffe bräuchten (z.B. Alternative für Vanillin aus Madagascar-Vanille)
  • Kultivierte Fleischprodukte wie beispielsweise Chicken Nuggets oder die erwähnten Filets & Steaks, welche schwieriger herzustellen sind als Formfleisch, da sie entweder 3D-gedruckt werden müssen oder man ein 3D-Gerüst im Bioreaktor braucht.
  • Pflanzenkulturen (auch im Pharmabereich genutzt)
  • Schokolade/Kakaopulver, die von Regine Eibls Team entwickelt und hergestellt wurde. Sie stellten sogar fest, dass verschiedene Arten von Bioreaktoren verschiedene Geschmacksprofile im Endprodukt entwickelten. 
  • Avocados, welche durch die Laborzucht viel umweltfreundlicher hergestellt werden können und im Prozess auch weniger Menschenrechte verletzen, da viele organisierte Verbrechen und auch die sogenannte “Avocado-Mafia” vom Anbau und Verkauf der Avocados profitieren. 
  • Anti-Aging-Produkte aus Äpfeln 


Es ist immer wieder spannend, von neuen Entdeckungen zu erfahren und zu sehen, wie sie in der Zukunft im Alltag eingesetzt werden könnten. Ausserdem war es für viele sehr überraschend zu sehen, wie viele verschiedene Produkte es gibt, die mit Hilfe zellulärer Landwirtschaft hergestellt werden können.