An der Kantonsschule Uster gibt es jedes zweite Jahr einen zweitägigen Lehrer-Arbeits-Tag (LAT). Diesmal fand er direkt nach den Herbstferien in Freiburg in Breisgau statt, was den Schülerinnen und Schülern die Ferien um zwei Tage verlängerte und den Maturaklassen erlaubte, sich vom MA-Abgabestress zu erholen, bevor das Semester wieder aufgenommen wurde.
Nach dem aufwändigen und zeitintensiven Umzug in den Neubau sowie dessen Einrichtung und Einweihung freuten sich die Lehrpersonen auf geselligen Austausch untereinander. Gewählt wurde ein breites Thema, das von verschiedensten Seiten kontrovers diskutiert wird und das Kerngeschäft einer jeden Lehrperson beinhaltet: «Bildung».
Ein so unscharfer Begriff weckte die unterschiedlichsten Erwartungen im Kollegium: Wird uns zwei Tage lang erzählt, wie wir die Jugend zukunftstauglich zu machen haben? Werden wir uns in philosophischen Betrachtungen des Begriffs verlieren? Wird von uns eine historische Aufarbeitung des abendländischen Bildungskanons verlangt? Werden wir unsere Lehre rechtfertigen müssen?
Am ersten Tag sollten solche Fragen noch nicht beantwortet werden. Zuerst kamen die Lehrpersonen – nach Fächern getrennt – für Sitzungen zusammen. Nach einer dramaturgisch bereicherten Führung durch die mittelalterliche Innenstadt Freiburgs verabschiedeten sich die Schauspieler von uns und es blieb ein wenig Zeit, sich in kleinen Gruppen auf eigene Faust umzusehen. Auch das Abendessen erfolgte in dramatischer Form, nämlich als Krimi-Dinner, wobei sich einige Lehrpersonen lieber mit ihren Tischnachbarn statt mit einer Leiche beschäftigten.
Der zweite Tag startete mit einem Einführungsvortrag durch die Zukunftsforscherin Jeanette Huber, gefolgt von einem anregenden Podiumsgespräch zwischen ihr und den beiden Erziehungswissenschaftlern Professor Wolfgang Sander und Professor Roland Reichenbach. Mit dieser Auswahl deckte das organisierende LAT-Team eine breite Palette des Begriffs «Bildung» ab. Es folgten vertiefte Diskussionen am Mittagstisch und in Workshops. Einmal innezuhalten, Lehrpläne, Stundentafeln und Co. beiseite zu legen und sich auf einer Metaebene historisch, philosophisch, politisch und interkulturell mit den Grundaufgaben unseres Berufes auseinanderzusetzen, wurde von den Lehrpersonen sehr geschätzt.
So belehrte der zweite Tag viele Skeptikerinnen und Skeptiker eines Besseren: Auch ein so breites Thema lässt sich innerhalb eines Tages mit interessiertem Publikum erfolgreich in Angriff nehmen. War es ein nachhaltiges Unterfangen? Das wird sich in den kommenden Semestern zeigen, wenn es um die Frage geht, was an «Bildung» das Gymnasium mit welchen Mitteln seinen Schülerinnen und Schülern auf ihrem Weg zur Reife vermitteln soll.
Einen herzlichen Dank an das LAT-Team für die Organisation dieser Tage.