Mit Stift und Papier in der Hand sass ich am 05.03.2024 in der Aula der Kantonsschule Uster und wartete gespannt auf den Beginn der anstehenden Autorenlesung von Flurin Jecker.
Es versprachen zwei sehr interessante Stunden zu werden, da es in der Lesung nicht nur um den Inhalt des Buches «Lanz», sondern auch um dessen Hintergründe und den Autor selbst gehen sollte. Ausserdem war die Rede davon gewesen, dass wir im Laufe der Vorlesung selbst auch noch etwas Kleines schreiben würden, was natürlich ebenfalls sehr spannend klang.
Als die Vorlesung endlich begann, stellte sich Flurin Jecker als Erstes noch einmal selbst vor und fragte uns direkt, ob es für alle okay wäre, wenn er die gesamte Vorlesung auf Berndeutsch halten würde. Als dies einstimmig bejaht wurde, begann er direkt mit einer kurzen Einführung in die nächsten zwei Stunden. Ich merkte schon da, dass die gesamte Stimmung einfach dadurch, dass er Mundart sprach, sehr angenehm und nicht so streng war.
Er las dann eine der ersten Textstellen aus seinem Buch «Lanz» vor, die davon handelte, wie der Protagonist der Handlung am Montagmorgen ein Klassenzimmer betritt, in dem eine Art Schreibkurs abgehalten wird. Er muss feststellen, dass der einzige Grund, warum er diesen Kurs überhaupt besucht, nämlich ein Mädchen namens Lynn, nicht anwesend ist. Er fühlt sich verschaukelt, weil er Schreiben doch eigentlich hasst und diesen Kurs niemals gewählt hätte ohne die Aussicht, dass Lynn ebenfalls hier sein würde.
In dieser Passage wird seine Abneigung gegen das Schreiben offensichtlich. Später wird aber klar, dass er doch zu schreiben beginnt, denn das gesamte Buch ist in Form eines Tagebuchs von Lanz geschrieben.
Nach dem Vorlesen begann Flurin Jecker über den Hintergrund des Buches zu erzählen. Lanz sei ihm sehr ähnlich, da er es selbst früher gehasst hatte zu schreiben. Als daraufhin die Frage aufkam, wie er denn Schriftsteller geworden sei, erzählte er uns von seinem Weg ins Berufsleben.
Er war früher selbst am Gymnasium und hatte danach begonnen, Biologie zu studieren. Nach dem ersten Studienjahr merkte er aber, dass ihm dieses Studium nicht wirklich gefiel. Nach dem Abbruch des Studiums fing er damit an, Tagebuch zu schreiben, und stellte bald fest, dass er diese Art von Schreiben sehr mochte. Durch dieses tägliche Schreiben kamen ihm nach und nach Ideen für einen Roman und er merkte, dass er eigentlich gerne Schriftsteller werden würde. So kam es dann auch. Ich fand diesen Weg sehr faszinierend. Ich wäre niemals davon ausgegangen, dass ein Schriftsteller früher nicht gerne geschrieben hat und dass er durch das Verfassen eines Tagebuches seine Leidenschaft zum Schreiben entdeckt und dadurch zu seinem Beruf gefunden hat.
Daraufhin erzählte uns Flurin Jecker mehr über das Tagebuchschreiben bzw. nach seinen Worten über «kreatives Schreiben». Er sprach von den Vorteilen und davon, dass es bei dieser Art von Schreiben darum geht, seine Gedanken aufs Papier zu bringen, und nicht, irgendeinen perfekten Text zu verfassen, der gar nichts mit einem selbst zu tun hat. Er forderte uns daraufhin auf, während fünf Minuten selbst kreativ zu schreiben, um zu erfahren, wie das ist. Wir taten wie geheissen und für fünf Minuten war es komplett still in der Aula. Alle waren in ihren eigenen Text vertieft. Anschliessend lasen wir uns gegenseitig unseren Text vor. Das war ein sehr komisches Gefühl, da der entstandene Text doch sehr persönlich und eigentlich nicht für fremde Ohren bestimmt gewesen war. Obwohl es etwas seltsam war, war es auf jeden Fall eine Erfahrung und ich habe festgestellt, dass das mit dem kreativen Schreiben eigentlich eine sehr gute Sache ist. Mir hilft es, meine Gedanken einfach mal fliessen zu lassen, ohne sofort über Inhalt und Form nachzudenken.
Als Abschluss las er uns noch eine weitere Stelle aus «Lanz» vor und erzählte, wie es in dem Buch weitergeht: Wie Lanz, wie Flurin Jecker selbst, im Laufe dieses Buches, vor allem durch das oben bereits genannte Tagebuchschreiben, seine Leidenschaft zum Schreiben entdeckt. Ausserdem erfuhren wir, dass die Sache mit Lynn vielleicht doch noch etwas wird, was natürlich sehr schön für Lanz ist.
Es waren zwei sehr interessante Stunden, in denen ich ein neues Buch und seine Geschichte kennengelernt habe und eine interessante, neue Schreibmethode ausprobieren durfte.