Kurz vor Ende des Sommersemesters, wenn die Noten geschrieben und der Schnee in den Bergen geschmolzen ist, steht die mittlerweile traditionelle Lehrerwanderung auf dem Programm. Nur eine kleine Gruppe von sieben Wandervögeln traf sich dieses Jahr im Löntschtobel unterhalb des Klöntalersees. Kaum war die altehrwürdige Bogenbrücke überquert, wurde die Gruppe vom Wald verschluckt, der den Aufstieg angenehm gestaltete, besonders wenn man sich allerorten mit ein paar frischen Walderdbeeren oder Himbeeren stärken konnte. Nach einer knappen Stunde war der Aufstieg zur Schwammhöhe geschafft und die dortige Gartenwirtschaft so verlockend, dass sich alle widerstandslos zu einer Rast überreden liessen. Hier konnte Jonas Zimmermann, der die Reise wie immer perfekt organisiert hatte, seine Zuhörerinnen und Zuhörer mit geologischem Hintergrundwissen zum gewaltigen Bergsturz und zum Ursprung der Talsperre faszinieren, die den Klöntalersee entstehen liess und auf der die Gruppe nun den herrlichen Blick auf das Bergpanorama mit Glärnisch und Vrenelis Gärtli genoss.
Am Seeufer war nach dem Abstieg bald ein Plätzchen mit Feuerstelle gefunden, die vom Wasser umgeben ein originelles Sujet bot. Niemand wagte sich aber ins kühle Nass, so heiss war dieser Samstag auch wieder nicht. Vielmehr genoss die Gruppe eine mit Witz und Ironie gespickte historische Lektion von Peter Künzler, der uns ein lebendiges Bild vom auf der Sänfte liegenden, siebzigjährigen General Suworow zeichnete, der mit russischen Soldaten in diesen engen Tälern die französischen Truppen aus den helvetischen Landen vertreiben wollte und – selber immer wieder zurückgedrängt – nach neuen Wegen über die Pässe suchen musste. Mit historischen Quellen widerlegte Peter Künzler die Legende von einem «Russen-Schatz» im Klöntalersee. Über die Erbeutung der russischen Kriegskasse durch die französische Armee berichtete nämlich die NZZ im Jahre 1799, was weitere Schätze im See unwahrscheinlich erscheinen lässt.
Auf dem Bärentritt, einer steilen Stelle entlang des Südufers des Sees, konnten die nun Belehrten gut nachvollziehen, «dass man die Toten in den See werfen musste, um vorwärts zu kommen», als es hier zu Scharmützeln gekommen war. Just an dieser Stelle steht das Salomon Gessner-Denkmal, das zu Ehren des Idyllendichters und Wegbereiters des Alpentourismus’ schon 1788 errichtet worden war, wie die anwesenden Germanisten auszuführen wussten.
Bald war das westliche Ende des Sees erreicht und es blieb nur wenig Zeit, bis das Postauto die Gruppe aus der wunderbaren Landschaft zurück auf den Glarner Talboden der Gegenwart brachte.
Wenn sich Lehrer auf eine Wanderschaft begeben, ist nicht nur die körperliche, aber auch die geistige Bewegung ein Teil der Erfahrung. Die Teilnehmer freuen sich auf ein neues lehrreiches Ziel im kommenden Jahr!