Der Versuch einer Laudatio –
Fragmentarisches aus der Sicht des Rektors der Kantonsschule Uster
Es ist auch die Geschichte einer werdenden Kantonsschule, die Geschichte von Hanspeter Schneider.
Eine Geschichte in 5 Kapiteln. Sie beginnt in Dübendorf, an einem winzig kleinen Gymnasium, herausgeworfen aus dem Stägenbuckschen Olymp und hinabgestossen in den Keller des Primarschulhauses, dort eingenistet und liebevoll geduldet.
Kapitel 1 Der Prophet
Die Zeit vor dem Jahrtausendwechsel war die Zeit der Legenden:
- Es gäbe den kantonsrätlichen Willen, unsere Schule nach Uster zu verlagern.
- Regierungsrat Buschor – uns damals leibhaftig bekannt und selber in der Schule präsent – hätte da so eine Idee eines Bildungszentrums, basierend auf einer alten Idee eines Hans Thalmann.
- Es müsse auch gerechnet werden mit einer Schliessung der Schule (damals waren an der Dübendorfer Schule unter der 5% aller Gymischüler des Kantons), eine diffuse Option, festgesetzt in unseren Köpfen durch die archetypische Urangst des Arbeitsplatzverlustes.
Und dann tauchte dieser Name auf: Schneider, Hanspeter Schneider. Er brachte für uns Dübendorfer Lehrpersonen eine Heilsversprechung: «Einmal werdet ihr eine eigenständige Schule sein, in Uster». Da war sie, die Chance, aus dem Schattenreich einer Filialabteilung aufsteigen zu können. Und wir von Dübendorf begannen, an die Prophezeiung zu glauben.
So schrieb man das Jahr 2001, als das Bildungszentrum Uster gegründet wurde. Das Zentrum damals verstanden als Dachorganisation mit vier Schulen unter einem Dach. Der Zentrumsleiter: Hanspeter Schneider. Wir kannten ihn nicht, aber wir hörten von ihm.
Kapitel 2 Der Animator
Das Bildungszentrum BZU war damals ein reines Gedankenkonstrukt einiger Schulleiter – Belser, Schneider, Lagler, Müller – fernab aller Realität. So wurde sie geschaffen: Es begann mit dem Corporate Identity: Am Telefon meldeten sich die Sekretärinnen des Gymnasiums mit «Bildungszentrum Uster, Kantonsschule Zürcher Oberland, Filialabteilung Glattal, Sekretariat, Grüezi». Dass genau mit dieser Referenz die gymnasiale Aussenidentität auf drei verschiedene Städte (Uster, Wetzikon und Dübendorf) verteilt wurde, nahm man damals in Kauf. Es ging um die neue Seele. Farbige Logos auf dem Briefpapier kennzeichneten uns als Teil einer Idee, die langsam Gestalt annahm und Seele bekam. In dieser Animationsphase wurden die ersten gemeinsamen Projekte lanciert: Roboterunterricht der Gymnasiasten aus Dübendorf an der GIBU, ein gemeinsames Schülerprojekt «Das Zentrum des Kantons Zürich» und die Gründung eine Naturwissenschaftlichen Instituts durch die Lehrpersonen von Physik, Biologie und Chemie aller Schulen des BZU. Der BZU-Treff führte die Lehrpersonen zusammen. Gymansiallehrpersonen schrieben Kurse aus im Weiterbildungsangebot des BZU. Die Gremien erstarkten: Die Präsenz des BZU an der Ustermesse wurde aufgebaut und das pädagogische Forum lud Lehrpersonen aller Schulen zu Vorträgen schweizweit bekannter Persönlichkeiten ein. Leben entstand. Und immer stand im Hintergrund, daneben oder Mitten drin Hanspeter Schneider, der organisatorische Stolpersteine wegräumte und Finanzielles regelte – und so den Weg ebnete für das langsam Entstehende. Hanspeter selber bekam so das Gesicht desjenigen, der dem BZU das eigentliche Lebendige, den Animus, einhauchte.
Kapitel 3 Der Demiurg
Fünf Jahre schon war das Bildungszentrum als Idee lanciert und hatte Fahrt aufgenommen. Der Architekturwettbewerb war vom Hochbauamt erfolgreich durchgeführt worden und die Prophezeiung nahm Gestalt an. Unser Gymnasium in Dübendorf wurde als Kantonsschule Glattal eigenständig mit eigener Schulkommission und begann eine stetige Wachstumsphase. Um die steigenden Schülerzahlen aufzufangen wurde der Kantonsschule von Hanspeter Schneider in einer Parforceleistung neben dem Bildungszentrum in Uster ein Elementbau zur Verfügung gestellt. Die Diaspora der Kantonsschule Glattal begann: Die Schüler hatten zwar tageweise nur in einer Stadt – in Dübendorf oder in Uster – Unterricht, aber die Lehrpersonen pendelten. Das Ziel dieser Auftrennung war es, politisch ein fait accompli zu schaffen und die politischen Instanzen zu schnell zu zwingen, die bereits teilweise nach Uster verlagerte Kantonsschule gänzlich nach Uster zu bringen. Die Hanspetersche Strategie wurde in Dübendorf dankbar aufgenommen, versprach sie doch schnell die Erfüllung der alten Prophezeiung.
Doch dann kam die Phase der erzwungenen Stagnation. Das Bauprojekt bewegte sich nicht weiter. Die Diaspora verlängerte sich Jahr für Jahr und unsere Verzweiflung stieg. Die damals auf fünf Standorte verteilte Kantonsschule hatte nur noch eine Hoffung: die Zusammenführung in Uster. Und so kamen die Schöpfungsgeschichten:
- Eine erste, leicht absurde Idee der Schulleitung in Dübendorf war es, das Angebot der Sekundarstufe Dübendorf anzunehmen und das alte Gebäude der Sekundarstufe Stägenbuck abzukaufen und mit einer Vergrösserung über den Parkplatz eine neue Kantonsschule in Dübendorf neben dem künftigen Innovationspark aufzubauen. Die Ustemer Idee wäre damit verschoben worden und wäre später von Dübendorf aus als Dependance aufgebaut worden. Hanspeter wusste nichts davon. Die Idee scheiterte.
- Eine zweite, realistischere Idee basierte auf der Miet- und Umbaulösung der alten Mensa am Zellwegerteich, mit einer kleinen Containerergänzung. Die Kosten beliefen sich nach der Schätzung des beauftragten Architekten auch in einer Minimalvariante auf knapp über einer Million. Die Verhandlungen von Hanspeter, dem Stadtpräsidenten und unserer Schulleitung mit Odinga scheiterten aber schlussendlich, und heute stehen dort Wohnhäuser an prächtigster Lage mit einer wohl besseren Rendite als die von uns offerierte.
Die Verzweiflung stieg. Allen wurde klar: wir schaffen es als Schulen nicht, die Zusammenführung der zerfetzten Kantonsschule an einem Ort zu erreichen. Dübendorf haftete weiter als vierfacher Standort mit der Offizierskaserne, der uralten Bülacher Pavillonanlage, mit dem neuen Pavillon der Primarschule sowie den Räumen im Schulhauskeller.
Wieso genau in diesem Moment wie ein Deus ex Machina die Schulpflege in Dübendorf in Erscheinung trat und sich entschied, der Kantonsschule zu kündigen, wird wohl im Dunkel der Geschichte verbleiben. Ab diesem Moment war klar: Der Parkschulcampus muss her, die Diaspora kann beendet und die Zusammenführung in Uster muss – wenn auch für 12.5 Mio. – realisiert werden. Innerhalb eines Jahres gelang es der Projektgruppe den PSC aufzubauen. Dies war aber nur möglich nach der umsichtig-vorpolitischen Wegbereitung durch Hanspeter, der die Verhandlungen mit der Stadt begleitete, hin bis zu seinen unnachgiebigen Telefongesprächen mit einem rekurrierenden Rechtsanwalt, hin bis zur Bildung eines geheim-nächtlichen Baumfälltrupps, hin bis zu stundenlangen Sitzungen und Aperos mit allen Nachbarn und deren Organisationen, hin bis zur Umgarnung all derjenigen, die zu stoppen versuchten.
Und so kam es, dass Hanspeter seine Kantonsschule vollständig nach Uster brachte.
Kapitel 4 Der Grosse Entwickler
In den langen Sitzungen der Projektteams – so wie ich es ab der vierzigsten Sitzung etwa erlebte und die bis heute Andauern – werden die Planungsarbeiten der Architekten permanent von Hanspeter überlagert. Hanspeter insistiert in jeder, wirklich in jeder Sitzung für die Interessen der Schulen, für die Optimierung von Abläufen, für die Verbesserung der künftigen Schülersituation und für die Individualinteressen der Lehrpersonen in ihrem Unterricht. Er mischt sich ein, konstruktiv, und mischt alles auf, destruktiv, wenn die Umsetzungen nicht seinen Vorstellungen entsprechen. Es wird nicht locker gelassen, aber äusserst fair und mit grossem Verhandlungsgeschick wird das, was machbar ist, herausgeholt. Seine Sprache ist dabei direkt, prägnant, hart aber nie persönlich verletzend.
Verblüffend sind seine Detailkenntnisse des bestehenden Baus, seine intimen Kenntnisse der Gesetzesgrundlagen und Reglemente, und sein klares Verständnis für all die diversen prozessualen Abläufe im bautechnischen und politischen Bereich. Hanspeter bewegt sich auf allen Ebenen absolut sicher, sei es im Fachplanungsbereich, wenn es um Details bei Lüftungen geht, oder sei es in Sitzungen mit den Lehrpersonen, wenn es um die Positionierung von Notausschaltern geht, oder bei Informationstreffen mit den Nachbarn, oder bei Sitzungen des Projektausschusses, oder im Zwiegespräch mit Politikern.
Bei zahlreichen Gelegenheiten schlägst Du im Projektteam die exakt für Uster abgestimmten Vorgehensweisen vor, mit all den Namen Deines Netzwerks, die für den optimalen Ablauf einer Bewilligung oder eines Planungsablaufs berücksichtig werden müssen.
Dabei werden die Interessen der Kantonsschule genauso gut vertreten wie die Interessen Deiner bis vor kurzem eignen Schulen – so hast Du auch unsere neue Kantonsschule mitgebaut und bist zu ihrem grossen Entwickler geworden.
Kapitel 5 Der gewürdigte Würdige
Lieber Hanspeter: zusammenfassend, was zeichnet Dich also für mich aus:
- Politisches Gespür eines Seismografen
- Glasklarer Wille, alle basisdemokratisch mit einzubeziehen
- Fast unbeirrbarer Durchsetzungswille
- Persönliche Unabhängigkeit und Integrität
- Animator und Demiurg, das Prophetische ist nun vorbei.
- Wissenspräsenz bis in abgrundtiefe Detailkenntnisse
- Engagement bis zur letzten Faser Deines Denkens
- Ein Networker par excellence: Netzwerkspinnender und Netzwerknutzender
Mein persönlicher Dank und der institutionelle Dank für 15 Jahre intensiver Aufbauarbeit, Detailarbeit, Entwicklungsarbeit, strategischer Arbeit, Vermittlungsarbeit, Geduldsarbeit usw. sind Dir sicher. Wir sind und bleiben Dir in Dank verbunden.
Da ich überzeugt bin, dass Du Deine Dynamik weiterhin ausleben sollst, und dass sich Dein Aktionsradius nun auch weiter als nur Uster erstrecken soll, ist es naheliegend, dass sich auch Deine Durchschnittsgeschwindigkeit leicht erhöhen sollte. Deshalb übergeben wir Dir einen wesentlichen Beitrag zu dem eBike, welches Du Dir wünschst.
Lieber Hanspeter, ich danke Dir im Namen der Filialabteilung Glattal, der Kantonsschule Glattal und der Kantonsschule Uster für das Zahllose und Weite, was Du für unsere Schule, in unserer Vergangenheit und für unsere Zukunft gemacht hast. Mit den besten Wünschen für eine «Zukunft in voller Fahrt» überreicht Dir die Kantonsschule dieses Geschenk. Danke Hanspeter.