Da nähert sich eine Referentin dem Rednertisch nur sehr langsam. Ohne Worte. Mit ersten – unauffälligen – Gesten und Bewegungen. Mit Blicken und Ansätzen von Redebereitschaft. Fast etwas unbeteiligt setzt sie sich an einen Tisch mit Büchern. Sie blättert. Schaut. Grüsst noch immer nicht. Und unternimmt fast gar nichts. Reagiert sie mit einem angetönten Lächeln auf Blicke? Nein, aber auch nicht auf erste scheue und unsichere Lacher im Publikum. Wen hat denn da die Mediothekarin Katrin Koch an die Schule eingeladen?
Die fast gespenstische Ruhe, das erwartungsvolle Warten dauert ewig. Und dann noch länger. Und es wird erst durch Amina aufgelöst, als sie zu erklären beginnt, was die Absicht und Wirkung ihres Einstiegs sind. Sie macht deutlich, dass Kommunikation stattfindet, dass Urteile gefällt werden, selbst wenn nicht geredet wird und man fast keine Informationen über sein Gegenüber hat.
Mit Texten aus ihrem Werk, mit bestechenden Beispielen ihrer stimmlichen und körperlichen Ausdrucksmöglichkeiten führt sie die jungen Schülerinnen und Schüler zu einem Verstehen der Arbeit mit Wort und Text.
In allen Texten werden die Anliegen von Amina Abdulkadir deutlich. Mit Witz und Offenheit, mit wortgewandter Ehrlichkeit spricht sie über Liebe, Politik, Rassismus und weitere, sehr aktuelle Themen.
Abschliessend beteiligt Amina ihr Publikum an der Formulierung einer Geschichte. Die rege Teilnahme der Schülerinnen und Schüler führt zu einem kleinen Text, der ganz einfach – oder eben auch nicht so einfach - aus den Anfangsbuchstaben der Vornamen aller Anwesenden gebildet wurde.
Unser Gast hat auf sehr frische und gewinnende Art mit 50 Schülerinnen und Schülern «Schule» gemacht. Danke!
Amina Abdulkadir ist am 17. November am 9. Ustermer Poetry Slam zu sehen.