Schon beim Eintreffen im hohen und abgedunkelten Gewölbe der Dreifachturnhalle wurde klar: Bei der Planung der Maturfeier 2022 wurde gross gedacht. Die endlosen und in Sektoren unterteilten Stuhlreihen und die ausgeklügelte Choreografie der Zeugnisübergabe riefen deutlich in Erinnerung, dass die Kantonsschule Uster stark am Wachsen ist. Pompös und im Stadionrock-Stil denn auch der Auftakt des POKUS, des von Jun Onaka geleiteten Pianoorchesters der Schule, das durch Bass und Drums musikalisch verstärkt durch den Abend führte.
An der Grossveranstaltung nahmen 118 Schülerinnen und Schüler aus sechs Klassen ihre Maturzeugnisse entgegen, die «Schlüssel zur Tür der Tertiärstufe», wie Rektor Patrick Ehrismann in der Begrüssung betonte.
In der Maturrede erinnerte sich Dieter Zwicky, Schriftsteller und Literaturpreisträger aus Uster, an die Rede eines jungen Beaus und Autoritätenschrecks anlässlich seiner eigenen Maturfeier und wünschte den Abgängerinnen und Abgängern die «Tatkraft der Jugend» und «Mut von Astronauten auf dem Weg ins All» oder – etwas bodenständiger ausgedrückt – das Vertrauen, das eigene Leben zu bestimmen.
Dass sich die Frische und Tatkraft der Jugend nicht zwingend wie im zitierten Beispiel im Ringen mit Autoritäten erschöpfen muss, sondern dass man in geschickter Zusammenarbeit mit diesen auch durchaus etwas bewegen kann, zeigte die ehemalige SO-Präsidentin Emily Dikhoff in einem Rückblick auf ihre Mittelschulzeit auf. Sie stand nicht nur als Maturrednerin auf der Bühne, sondern war neben weiteren Geehrten eine Konstante bei der Vergabe von Diplomen für die Schüler:innen-Organisation, für die ausserordentlichen Leistungen in MINT-Fächern und die Preise für jene Schülerinnen und Schüler, die mit über 18 Pluspunkten und einem Schnitt von über 5,3 abgeschlossen hatten. Hier überragte Jana Müntener aus der G6d mit 22 Pluspunkten die anderen vier Preisträger als Jahrgangsbeste.
Ob solcher Leistungen konnte man bei der Schlussrede des Prorektors Harald Pierhöfer ins Grübeln kommen: Hier ging es um neuronale Netzwerke, künstliche Intelligenz und lebenslanges Lernen. Wie gezeigt, lernt nicht nur jede künstliche Intelligenz nach individuellen Mustern, aber auch jede Maturandin und jeder Maturand weisen sehr persönliche Lernbiografien auf, obwohl alle am Schluss mit dem standardisierten Gütesiegel der Schweizer Matura ausgestattet werden.
Diese Vielfalt wurde anschliessend auch beim frohen und bunten Treiben im Innenhof des Bildungszentrums deutlich, wo sich die geladene Gesellschaft an einem Apéro gütlich tat und die letzten Erinnerungsfotos an diesen erinnerungswürdigen Tag geschossen wurden.