Zwei aufeinanderfolgende separate Maturafeiern bildeten am 1. Juli für 106 Sechstklässlerinnen und Sechstklässler in der festlich geschmückten Mehrzweckhalle den gebührenden Abschluss des «Abenteuers Kantonsschule Uster», wie Luana Läderach (G6c) – Festrednerin der «zweiten Staffel» der Maturfeier 2020 – ihre sechsjährige gymnasiale Ausbildung rückblickend umschrieb. «Jetzt ist der Moment, auf den wir seit Jahren hingearbeitet haben, (...) jetzt ist der Moment, auf den wir stolz sein dürfen, stolz auf uns selbst», strahlte sie. «Endstation. Die Fahrt ist hier zu Ende. Wir nehmen unser Gepäck, steigen aus, sagen Adieu und begeben uns… auf eine neue Reise.»
Stolz dürfen die diesjährigen Maturandinnen und Maturanden allerdings sein, auch im Hinblick auf die Corona-bedingten Turbulenzen ihrer letzten Strecke, welche Belastungen und neue Anforderungen bedeutet hatten. Die Corona-Krise, die den Alltag an der Kantonsschule einschneidend prägt, war auch Thema in Rektor Patrick Ehrismanns Begrüssung und er betonte in diesem Zusammenhang erneut die Voll- und Gleichwertigkeit des Abschlusses und der erreichten Gesamtbildung des diesjährigen Jahrganges. Er schloss mit der Aufforderung an die Maturae und Maturi, nun von ihrer Teilhabe an Kultur und Bildung in eine Teilnahme überzugehen.
Einen Höhepunkt der Feier bildete die Maturrede von Prof. Dr. Roland Reichenbach, Professor für Allgemeine Erziehungswissenschaften (UZH). Darin thematisierte der Bildungsphilosoph mit Blick auf die frischgebackenen Maturandinnen und Maturanden passend und humorvoll-provokant den Wert von Bildung – Bildung allerdings nicht in ihrem auf gesellschaftliche Brauchbarkeit reduzierten Verständnis («als Arsenal»/ «was wir können»), sondern einem umfassenderen, humanistisch-emanzipatorischen Verständnis, als Persönlichkeitsbildung («als Horizont»/«was wir wollen»). «Bildung ist, was bleibt, wenn man alles vergessen hat» – die Fähigkeit zu suchen, zu versuchen und zu scheitern etwa oder die Dinge in ihrer Komplexität erkennen und lieben können. Bildung ist somit eine Antwort auf die in Anlehnung an Alain Badiou («La vraie vie», 2016) zu Beginn aufgeworfene Frage nach «dem wahren Leben».
Nach der Vergabe von Sonderpreisen und Maturzeugnissen nahm Prorektor Harald Pierhöfer das Publikum mit auf eine Zoomfahrt durch die Schönheit eines mathematischen Gebildes, einer Mandelbrotmenge. Er entliess die Maturandinnen und Maturanden mit der Empfehlung, auf ihrer Reise nicht nur «weit weg», sondern an interessanten Orten auch in die Tiefe zu gehen und so Bereicherung zu erfahren, analog zur Reise in die Mandelbrotmenge, deren geometrischer Formenreichtum zunimmt, je tiefer man in sie eintaucht.
Mit «Blue Transitions» schlossen die Schülerinnen und Schüler des Piano Orchesters POKUS ihren musikalischen Rahmen und die Feier.