Sanfte Klänge des Pianoorchesters der Kantonsschule Uster (PoKUS) – wie verhaltener Regen an einem lauen Sommerabend – eröffneten den offiziellen Teil der diesjährigen Maturfeier. «A Thousand Years» hiess das Stück und tönte gleich die Themen des Abends an: die Erinnerung an Vergangenes, das Schwelgen in Anekdoten und das Feiern der eigenen Leistungen.
Prorektor Harald Pierhöfer wagte den grössten Sprung in die Vergangenheit: Seit rund 1000 Jahren schon gibt es Universitäten in Europa, die davon leben, dass Gymnasien die geeigneten Schülerinnen und Schüler auf eine akademische Laufbahn vorbereiten. Dieses Jahr sind an der Kantonsschule Uster 97 Schülerinnen und Schüler zur Matur angetreten, 96 konnten an diesem Abend ein Maturitätszeugnis in Empfang nehmen.
Maturredner Nicola Forster, Co-Präsident der GLP des Kantons Zürich, bot einen Blick in seine eigene Lebenshistorie und seine Erfahrung mit wenig geradlinigen Lebenspfaden während seiner Gymikarriere und der Zeit danach. Das Publikum lernte einiges über die Bedeutung von Kreiseln – von denen es in Uster nicht wenige gibt. Kreisel muss man eigenverantwortlich benutzen, will man sich auf die Kreuzung wagen und die korrekte Ausfahrt erwischen. Angeblich sind im Strassenverkehr Kreisel mittlerweile ein Auslaufmodell, da sich der Verkehr nicht intelligent steuern liesse. Nicht so im Leben des Einzelnen: Hier ist ein eigenverantwortlich zu befahrender Kreisel einem von Unbekannten programmierten Algorithmus vorzuziehen, auch wenn man nicht immer die beste Ausfahrt wählt.
Dass zu viele Kreisel auch zu Desorientierung führen können, zeigte die Rede des ehemaligen Präsidenten der Schüler:innen-Organisation, Tas Kulcsár. Er liess seine Jahre am Gymnasium chronologisch Revue passieren und nicht selten schien unklar, wohin die gewählte Ausfahrt führen sollte. Wichtig war dem frei formulierenden Redner jedoch, diesen verwirrenden Weg voller Last-Minute-Entscheide im Klassenverband gegangen zu sein.
Vor der Zeugnisübergabe wurden diverse Sonderpreise für herausragende Leistungen und Engagements vergeben und die besten Maturandinnen und Maturanden gewürdigt. Mit 20 Pluspunkten und somit einem Gesamtschnitt von über 5.5 zeigten besonders Adina Frei und Andrin Hauenstein ihr breites Spektrum an Talenten. Sie haben im Jahrgang 2023 die Maturität am besten absolviert.
Die Zeugnisübergabe ging nach einem einstudierten Ablauf effizient und doch würdig über die Bühne, sodass sich der Saal nach zwei Stunden leerte und die Anwesenden zur Beglückwünschung der Maturandinnen und Maturanden im Innenhof der Schule übergehen konnten. Erinnerungen an diesen lauen Sommerabend werden bleiben, bei dem glücklicherweise kein Regentropfen vom Himmel fiel und höchstens eine Freudenträne verdrückt wurde, wenn bis in die späten Abendstunden Anekdoten und Erinnerungen an die «prägende» Schulzeit an der «Alma Mater Usteriensis» ausgetauscht wurden, wie Rektor Patrick Ehrismann die Schule in seiner Abschlussrede nannte.