Ende März 2022 stand die Theatergruppe der Kantonsschule Uster mit ihrem Stück «Leonce und Lena» von Georg Büchner zur Premiere auf der Bühne. Das Stück, das von zwei adeligen jungen Menschen handelt, die verheiratet werden sollen, fliehen und sich schliesslich doch gemeinsam vor dem Traualtar wiederfinden, zeigt die Sinnlosigkeit und Leere des Lebens der Oberschicht im frühen 19. Jahrhundert auf.
Die Regie hat den Originaltext um Ausschnitte aus Briefen, Kampfschriften und anderen Stücken des Autors erweitert, um seine klassenkämpferische Haltung etwas expliziter zum Ausdruck zu bringen. So entsteht neben einem Kammerspiel von grotesken Antihelden auf den Königshöfen und in ihren Gärten eine zweite Ebene, die die politische und gesellschaftliche Realität jenseits der Schlossmauern zeigt. Der Autor persönlich tritt auf, muss wegen seinen subversiven Reden schliesslich das Land verlassen – dasselbe Schicksal, wie es der historische Georg Büchner erlitten hat – und immer wieder treten Bauern auf, die sich über ihr Elend beschweren oder sich lautstark dafür entscheiden, Widerstand zu leisten.
In der Bearbeitung des Textes schreckte man aber auch nicht davor zurück, auf aktuelle politische Ereignisse Bezug zu nehmen. Ohne es direkt anzusprechen, wird während des Stücks immer wieder Solidarität mit der Ukraine kundgetan, zum Beispiel durch gesungene Friedenslieder oder durch die farbliche Gestaltung des Bühnenbilds. Nach dem Motto «Reden ohne Handeln ist Unrecht» konnte der Ertrag des Apéro-Verkaufs, rund 1163 Schweizer Franken, an die Nothilfe-Organisation UNICEF gespendet werden.
Die Gestaltung des Bühnenbilds reflektiert ebenfalls den Inhalt des Originaltextes, mit Anspruch, die Essenz des Textes modernisiert wiederzugeben. Entsprechend der Sinn- und Inhaltslosigkeit des Lebens des Adels, der metaphorisch «heissen Luft», wird der Königshof mit aufblasbaren, grellen Schwimmkörpern dargestellt, ganz im Sinne von «kitsch is the limit». Diese vorwiegend leuchtend pinken Schwimmringe und Flamingos werden der Handlung gemäss von den Bediensteten aufgeblasen oder es wird ihnen von den Revolutionären sprichwörtlich die Luft rausgelassen.
So bleibt einem eine höchst unterhaltsame und intelligent inszenierte Komödie mit gesellschaftskritischem Unterton in Erinnerung, der es nicht an genügend Slapstick und Wortspielen fehlt, um ihren Hauptzweck zu erfüllen: Das Publikum zu vergnügen.