Was haben Krankheiten mit Computerspielen zu tun? Dieser Frage ging Arno Görgen, Forscher an der Hochschule der Künste Bern (HKB), am Donnerstag, den 23. Oktober, in einem Vortrag für die Sechstklässler*innen nach. Das Referat war der erste Anlass des Stabs «Fokus Geisteswissenschaften», der interessierten Schüler*innen Themen und Forschung der Geisteswissenschaften näherbringen will.
Arno Görgen begann vor Jahren während seiner Arbeit im Bereich der Medizingeschichte mit Gamen und kam so mit verschiedensten Games in Kontakt. Zum ersten Mal bemerkte er die unterschiedlichen Darstellungen von Krankheit in Spielen, wodurch sein Interesse am Nischenthema «Krankheit im Computerspiel» geweckt wurde.
Vor dem Vortrag wussten die Schüler*innen wohl wenig über den Ursprung von Zombies. Doch Arno Görgen konnte das Auftauchen der Zombies, die im karibischen Raum im Vodoo-Kult verwurzelt sind, mit dem medizinischen Fortschritt in der westlichen Welt in Verbindung bringen; der Zombie verkörpert Krankheit mit seinem Dasein und überbrückt als Untoter die Grenze zwischen Leben und Tod. Seine körperliche Erscheinung, die meist unheimlich wirkt, seine Psyche, die Menschen fressen möchte, und vieles Weitere stellen Krankheit auf eine abstrakte Weise dar.
Mit seinem breiten Wissen über viele verschiedene Games und seiner Begeisterung konnte Arno Görgen die Sechstklässler*innen in den Bann der Games und deren Krankheitsdarstellungen ziehen, denn wie sie lernten, werden Krankheiten oft bei Computerspielen im Plotbuilding oder in der Spielmechanik eingesetzt, auch wenn das manchmal von den Gamer*innen nur beiläufig wahrgenommen wird.
Zum Schluss betonte Arno Görgen, dass Games mit Krankheitsdarstellungen Ideen oder manchmal auch Wissen über Krankheiten vermitteln können. Games geben den Betroffenen eine Stimme und eine Plattform, um über ihre Krankheit zu sprechen. Jedoch müssen diese positiven Seiten mit Vorsicht genossen werden, denn die Spielentwickler*innen laufen Gefahr, dass sich durch ihre Games Stigmata über Krankheiten in der Gesellschaft verbreiten und Betroffene potenziell ausgeschlossen werden.
Sein Vortrag regte vielleicht einige Gamer*innen unter den Besucher*innen dazu an, das nächste Mal beim Gamen genauer auf die Darstellung von Krankheit zu achten.