Führung durch die Ausstellung «Von Ginseng träumen» im Völkerkundemuseum

Führung durch die Ausstellung «Von Ginseng träumen» im Völkerkundemuseum

Am späten Nachmittag des 8. Mai traf sich eine kleine, aber feine Gruppe für eine Führung durch die Ausstellung «Von Ginseng träumen» im Völkerkundemuseum in Zürich. Bevor die Führung begann, konnten sich die Anwesenden schon einen ersten Einblick in diese geheimnisvolle Welt verschaffen und die einzigartigen Scherenschnitte bestaunen. 

Danach führte uns die emeritierte Ethnologie-Professorin, Sinologin und ehemalige Direktorin des Völkerkundemuseums Zürich, Mareile Flitsch, durch die Ausstellung. Auf anschauliche und kurzweilige Art erzählte die Chinakennerin, wie es dazu kam, dass sie sich in abgelegenen Gebieten Nordostchinas mit Ginseng-Suchern, den mündlich überlieferten Geschichten über Ginseng-Geister und schliesslich mit der Künstlerin Hou Yumei, die in ihren Scherenschnitten diese Geschichten darstellte, beschäftigte. Frau Hou, eine mandschurische Bauerntochter, die im China der 1960er-Jahre nur wenig Bildung erhielt, aber künstlerisch äusserst begabt ist, erstellt die Scherenschnitte alle ohne Vorlagen, frei aus dem Kopf. Manchmal erzähle sie eine Geschichte und schneide gleichzeitig die entsprechenden Szenen in das rote Papier, erzählte uns Frau Flitsch. Die daraus entstehenden Produkte sind einzigartig. In den Geschichten geht es meist um Ginseng-Sucher, die von Ginseng und Ginseng-Geistern träumen, und davon, wie diese Geister dann auf der Suche nach der wertvollen Wurzel erscheinen und die Sucher je nach ihrem Verhalten belohnen oder bestrafen. Dabei geht es auch um aktuelle Themen wie einen umsichtigen Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen.

Das im Durchschnitt sehr junge Publikum – weitgehend potentiell angehende Schüler und Schülerinnen der Kantonsschule – hörte aufmerksam zu und stellte immer wieder Fragen. Frau Flitsch nahm all diese Fragen auf und verband ihre Antworten stets mit weiteren interessanten Informationen und Anekdoten. Da alle Anwesenden Chinesisch verstehen, konnte uns Frau Flitsch auch einige Passagen der Geschichten im Original vorlesen, was eine weitere Bereicherung dieses anregenden Anlasses war. Zum Schluss durften alle Ginseng-Bonbons probieren und als Andenken eine Postkarte mit einem Scherenschnitt der Künstlerin mit nach Hause nehmen.