Am Freitag, dem 3. November 2023, hatte ich die aussergewöhnliche Gelegenheit, in der Aula der KUS die Autor:innenlesung von Julia von Lucadou zu besuchen. Die Veranstaltung versprach nicht nur die Präsentation des im Unterricht gelesenen Buchs «Die Hochhausspringerin», sondern auch einen Einblick in die Gedankenwelt und die kreativen Prozesse einer angesehenen deutschen Autorin. Es war ein Erlebnis, welches meine Erwartungen übertroffen und meine Leidenschaft für Literatur weiter vertieft hat.
Julia von Lucadou erzählte viele interessante Dinge aus ihrem Leben, bevor sie das Buch «Die Hochhausspringerin» geschrieben hatte. Besonders gut erinnere ich mich an den Moment, als sie offen über die Probleme in ihrem früheren Job und ihre Selbstzweifel sprach. Sie fühlte sich ein-geengt und nie gut genug. Sie wurde krank, weil sie sich ständig mit anderen Personen, welche in ihren Augen perfekt waren, verglichen hat. Diese Gefühlslage hat sie zur Buchidee geführt. Schlussendlich hat sie den Roman auch über ihre eigenen Erfahrungen geschrieben. Jetzt, wo ich das Buch gelesen habe, verstehe ich erst, mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen hatte.
Mit einem beeindruckenden Einblick in ihren kreativen Prozess beschrieb die Autorin, wie sie zu Beginn ihres Schreibens den eigenen Figuren fremd war. Als sie die ersten Worte für ihren Roman niederschrieb, kannte sie die Charaktere noch nicht. Erst im Laufe des Schreibens, mit jedem Ka-pitel und jedem Wort, begann sie, eine tiefere Verbindung zu ihren Figuren aufzubauen. «Ich bin keine Autorin, welche jedes Jahr ein neues Buch herausbringt», sagte Lucadou. Sie meinte, sie würde sehr lange an einem Roman sitzen und kenne nun jede ihrer Figuren sehr genau. Für mich war auch der Fakt interessant, dass Hitomi ein japanischer Name ist und übersetzt «Pupille» heisst. Dieser Name passt perfekt zur Figur, weil Hitomi die komplette Kontrolle über Riva hat und sie den ganzen Tag beobachtet.
Als Julia von Lucadou den Epilog vorlas, war ich extrem beeindruckt. Es war sehr inspirierend, wie sie mit den Sätzen gespielt hat. Jedes Wort hat sie anders betont und man konnte sehr genau sehen, wie sie aufgeblüht ist und den Seiten eine Lebendigkeit verliehen hat. Während sie die Worte sprach, schien es, als ob sie die Emotionen und Gedanken, die in diesen Abschlusszeilen steckten, erneut durchlebte. Die Art und Weise, wie sie bestimmte Passagen hervorhob und ihre Stimme mit jedem Satz variierte, zog das Publikum noch stärker in den Text hinein.
Mein Fazit der Autor:innenlesung fällt sehr positiv aus. Die zwei Stunden haben mich enorm wei-tergebracht, auch was das Verständnis des Romans angeht. Ich würde jedem empfehlen, eine Lesung zu besuchen, um sich besser in einen Text und in die Lage von Autor:innen hineinzuver-setzen.