Als die G5e sechseinhalb Stunden im Zug verbrachte, fragte man sich mit der Zeit zwei Fragen: Lohnen sich diese sechseinhalb Stunden Zugfahrt wirklich, damit es dem Klima vielleicht ein bisschen besser geht, und natürlich «Wänn simmer ändlich da?»
Doch als man dann endlich dort stand, vor dem Bahnhof in Venedig, und die erste der 400 Brücken sah, da fühlte man es: Es würde eine unvergessliche Arbeitswoche werden.
Die ersten Tage erkundete die Klasse Venedig etwas genauer, verirrte sich in den schmalen und verwinkelten Gassen, aber konnte die grössten Sehenswürdigkeiten trotzdem bewundern. Dies Dank einer Leiterin, welche einem immer wieder erzählte, wie viele Inseln, Brücken und Kanäle Venedig hat, einem zeigte, wie Masken noch immer traditionell angefertigt werden, und die Klasse zielsicher zu jedem Ort führte, ohne sich ein einziges Mal zu verlaufen. Später musste man selber ran. Mit einem heruntergeladenen Stadtplan marschierte man durch Venedig, hielt Vorträge und gab einige interessante Details über den Zerfall der Stadt preis. Und die Rialto-Brücke wurde mehr als nur einmal überquert.
Donnerstag war, trotz anfänglichem Regen, einer der aufregendsten Tage. Nach der Führung auf einer der Pest-Inseln mit einem Experten, der wirklich wusste, wovon er sprach, und einem einen guten Einblick darüber gab, wie die Pest einst wütete, ging es weiter nach Murano.
Berühmt für die Glaskunst und Glasbläserei hält sich die Insel ziemlich gut über Wasser. Die G5e durfte einem Spektakel beiwohnen, bei dem man in dreissig Minuten vorgeführt bekam, wie in etwa man auf Murano noch immer Skulpturen, Schmuck oder Gläser anfertigt, und drei hatten das Glück, selber mal blasen zu dürfen. Während einzelne Schülerinnen und Schüler danach ihre eigene Wege gingen, hatten sich doch die meisten dazu begeistern lassen, mit auf die kleine Insel Burano zu fahren, um dort die bunten Häuschen zu betrachten. Jede und jeder war verzaubert vom Anblick dieses Inselchens und war sich einig, dass dies ein Must-see-Ort ist.
Venedig am Abend ist ein Traum. Den Sonnenuntergang zu beobachten ist jedes Mal wieder erstaunlich und da viele Touristen nicht in der Stadt wohnen, hat es nach zehn Uhr nur noch vereinzelte Touristen auf den Gassen. Deswegen war Donnerstagabend, der Abschlussabend, ein weiteres Highlight.
Einen wichtigen Tipp haben wir von einem unserer Führer bekommen: Man solle Venedig in den frühen und späten Stunden in vollen Zügen geniessen. Am Morgen sei das Ambiente mit dem brechenden Licht und den Farben in Venedig am schönsten und abends hat es keine verlorenen Touristen mehr. In der Zeit dazwischen wurde man von Menschenmassen überrannt.
Deswegen beschloss eine kleine Gruppe am letzten Tag früh morgens aufzustehen und die paar Morgenstunden bei Sonnenaufgang am Markusplatz zu verbringen. Unser Guide hatte übrigens recht. Mit allem.
Auf der Rückfahrt machte sich bei manchen der Schlafmangel bemerkbar, trotzdem amüsierte man sich. Es war eine sehr lustige Arbeitswoche, in der die G5e einmal näher zusammengerückt ist und einen guten Klassengeist heraufbeschworen hat.