Selbst Organisiertes Lernen

SOL (Selbst organisiertes Lernen) steht an der KUS für eine didaktische Grundhaltung, die in allen Bereichen des Schulalltags prägend ist. Schülerinnen und Schülern bietet die KUS vielfältige Möglichkeiten und Anreize, sich vom eigenen Interesse geleitet weiterzubilden und überfachliche Kompetenzen zu erwerben, die sie auf das selbständige Lernen und Forschen an den Hochschulen vorbereiten. Von der ersten Klasse an wird durch wiederkehrende und entwickelnde Elemente das selbst organisierte Lernen eingeübt. Ziel dieser Lernspirale ist die Maturitätsarbeit (MA), die vorwissenschaftlichen Kriterien zu genügen hat. Zwischenstufen sind der Fremdsprachenaufenthalt (FSA), das Jahresprojekt und SOL-Projekte in diversen Fächern.

Selbst organisiertes Lernen vermittelt neben dem intressensgeleiteten Wissenserwerb auch wichtige überfachliche Kompetenzen. Indem die Schülerinnen und Schüler nach und nach immer selbständiger Arbeiten, eignen sie sich in mehreren Schritten einzelne Kompetenzen an und üben diese immer wieder ein.

Das Projekt zum selbst organisierten Lernen (SOL) wurde im Jahr 2009/2010 von der Bildungsdirektion als Antwort auf die Ergebnisse der HS-Gym-Untersuchung lanciert. Diese stellte bei abgehenden Gymnasiasten einen Mangel an Kompetenzen im Bereich der Wissensbeschaffung, Wissensverwaltung und -organisation fest.
Mittels einer schrittweisen Heranführung und einem wiederholten Einüben dieser Kompetenzen im Sinne einer SOL-Spirale, die fest in unserer Schulkultur verankert ist, hat die KUS früh eine Vorreiterrolle bei der Umsetzung des selbst organisierten Lernens übernommen.

In diversen Gefässen werden folgende Kompetenzen eingeübt und vermittelt:
 

Methodenkompetenzen:

  • Präsentieren
  • Referieren
  • Wissenschaftlich argumentieren (Wissenschaftspropädeutik)
  • Texte darstellen
  • Struktur vorwissenschaftlicher Arbeiten und Berichte
  • Lesetechniken
  • Wissensmanagement
  • Evaluation
  • Projektmanagement

Sozialkompetenzen:

  • Selbstmotivation
  • Teamfähigkeit
  • Durchhaltevermögen
  • Konzentrationsfähigkeit
  • Selbstreflexion 
  • Kritikfähigkeit
  • Selbstbeurteilung
  • soziale Verantwortung
  • Frustrationstoleranz

Das Verständnis von SOL ist an der KUS in einem spiralförmigen Werdegang einer Schülerin oder eines Schülers symbolisiert. Der SOL-Fahrplan bietet ab der ersten Klasse immer wieder Gelegenheiten, Erfahrungen in eigenständigem und intressensgeleiteten Lernen zu machen. Indem das geforderte Mass an Selbständigkeit und die Komplexität der Aufgaben wächst, können bereits gelernte Kompetenzen auf einer höheren Stufe wiederholt eingeübt werden.
 

Jeder Vorgang beim selbst organisierten Lernen (SOL) beinhaltet folgende vier Schritte:

  • Initiieren / Ziele setzen
  • Planen  
  • Durchführen
  • Evaluieren / Reflektieren

In der Laufbahn an der KUS durchläuft jede Schülerin, jeder Schüler diese Schritte mehrmals und in zunehmender Komplexität. Dadurch wird er langsam an die zu erwerbenden überfachlichen Kompetenzen herangeführt und kann diese mehrfach anwenden. Die zunehmende Steigerung der Anforderungen in den höheren Klassen lassen Raum für Experimente und deren Scheitern. Zudem ermöglichen diese eine Entwicklung des eigenen Weges und geben gleichzeitig klare Ziele vor.

Dieses Vorgehen versinnbildlichen wir in einer Lernspirale, in der die Schülerin oder der Schüler mehrfach vor dem gleichen Problem steht, jedoch jedes Mal auf einer höheren Anforderungsstufe.

Die Lehrpersonen begleiten die Schülerin oder den Schüler auf diesem Weg und stehen beratend und fördernd zur Seite.

Die Krönung der SOL-Spirale bildet das eigenständige Verfassen der Maturitätsarbeit (MA); markante Zwischenstufen sind der Fremdsprachenaufenthalt (FSA) im Semester 5.2, ein Interdisziplinäres Jahresprojekt in den Semestern 4.2 und 5.1 und selbständig organisierte Arbeitswochen in den Semestern 2.1. und 4.2.

Der Fremdsprachenaufenthalt bietet den Schülerinnen und Schülern durch die selbstverantworliche Obganisation die Möglichkeit, selber Initiative zu ergreifen und ihren Aufenthalt nach eigenen Vorstellungen umzusetzen.
 

Der FSA am Ende des Semsters 5.2 ist ein integraler und obligatorischer Bestandteil der SOL-Spirale.

Die Lernenden sollen sich möglichst selbständig für eine für sie geeignete Art eines Fremdsprachenaufenthaltes entscheiden, und zwar in jener Unterrichtssprache, bei der sie sich einen grösseren Gewinn für ihre Sprachkenntnisse versprechen. Damit werden individuelle Lösungen gegenüber den klassischen Sprachaufenthalten in Sprachschulen (oft mit zahlreichen Gleichaltrigen aus der gleichen Sprachregion) bevorzugt und der / die Lernende muss in der Zielsprache bereits vorgängig kommunizieren, um sich den Aufenthalt zu organisieren. Gleichzeitig übt er / sie weitere Kompetenzen im Rahmen des selbst organisierten Lernens ein.
 

Erfahrene Lehrpersonen stehen den Schülerinnen und Schülern beratend zur Seite, um einen erfolgreichen Aufenthalt planen zu können. Den Schülerinnen und Schülern steht eine Liste mit vergangenen Projekten zur Verfügung und sie werden vorgängig umfassend informiert.
 

Die Schülerinnen und Schüler verbringen insgesamt 3 Wochen im FSA, wobei die erste Woche die letzte Woche des Semesters 5.2 bildet. Damit können die Schülerinnen und Schüler bei allfälligen Schwierigkeiten noch während der regulären Unterrichtszeit von den verantwortlichen LP unterstützt werden.

Wesentlich ist im SOL-Prozess auch die Reflektion, die die Schülerinnen und Schüler nach der Rückkehr aus dem FSA in der Zielsprache verfassen müssen und die wiederum der Inspiration und Motivation der Schülerinnen und Schüler folgender Klassenzüge dient.

Das interdisziplinäre Jahresprojekt ist einerseits eine Vorbereitung auf die selbständig durchzuführende Maturitätsarbeit, andererseits ist es auch Lernplatz für die Selbständigkeit selbst. Die Selbständigkeit im umfassenden Sinne ist eine von Schülerinnen und Schülern zu lernende Haltung.
 

Die 4. Klassen werden anfangs des Schuljahres informiert und ermuntert, selber Projektideen an Lehrpersonen heranzutragen. Die Schülerinnen und Schüler erhalten im Projekt Informationen zum wissenschaftlichen Arbeiten, üben sich im Projektmanagement und setzen sich anhand eines durch ihre Projektwahl gegebenen Oberthemas mit Teilaspekten von diesem auseinander. Das Jahresprojekt bietet einen Rahmen, in dem die Schülerinnen und Schüler ohne gravierende Konsequenzen ihre Stärken und Schwächen im selbständigen Arbeiten erproben können und langfristig Strategien entwickeln, wie sie mit dem geschickten Einsatz ihrer erworbenen Kompetenzen ihre Ziele erreichen. Das Produkt des Jahresprojektes ist eine kurze, aber formal korrekt aufgebaute Arbeit und die Präsentation der eigenen Ergebnisse; beides Vorstufen für die anstehende Maturitätsarbeit.

Selbst organisiertes Lernen (SOL) findet in der KUS auch im regulären Unterricht statt und ergänzt die überfachlichen Angebote. In den verschiedenen Fachbereichen werden immer wieder Teile des SOL-Prozesses eingeübt oder ganze SOL-Projekte umgesetzt, in denen die Lehrperson die Schülerinnen und Schüler bei ihrer Wissenserarbeitung unterstützt, ihnen aber Freiräume gewährt, um Entscheide treffen zu können und um vom eigenen Interesse gelenkt lernen zu können.

Offene Lernformen, wie das selbstorganisierte Lernen eine ist, gehören an der KUS zum Unterrichtsalltag und prägen die Lehr- und Lernkultur unserer Schule. So werden SOL-Projekte immer wieder im regulären Fachunterricht integiert.
 

Da projektorientierter Unterricht andere Anforderungen an Lehrer und Schüler stellt, organisiert die KUS regelmässigen Austausch zu SOL-Projekten unter interessierten Lehrpersonen und führt neue Lehrpersonen in SOL-Unterricht ein. Einen Einblick, wie vielfältig SOL-Unterricht in jedem Fach gestaltet werden kann, bietet eine Sammlung öffentlich zugänglicher SOL-Projekte. 

Seit 1998 gehört es zum Abschluss der Kantonsschule, eine vorwissenschaftliche Arbeit zu einem frei gewählten Thema zu verfassen. Dank vorheriger Übungsgelegenheiten im Rahmen des SOL-Fahrplans können die Schülerinnen und Schüler diese Aufgabe den Erwartungen gemäss erfüllen.

Das selbst organisierte Lernen (SOL) und die SOL-Spirale führen an der KUS die Schülerinnen und Schüler zu ihrer anspruchsvollsten Arbeit, die sie selbständig zu bewältigen haben: die Maturitätsarbeit (MA). Sie ist seit 1998 ein Teil der Promotionsbedingungen für die Maturität und stellt eine erste «vor-wissenschaftliche» Arbeit dar. So ebnet sie den akademischen Weg zum Bachelorstudium an den Universitäten. Die Maturitätsarbeit wird bei einer betreuenden Lehrperson geschrieben, die sich durch Fachkenntnisse im gewählten Thema auszeichnet. Beachten Sie die MA-Richtlinien der einzelnen Fächer.
 

Nach der Abgabe werden die Arbeit an sich, deren Präsentation und der vorangegangene Arbeitsprozess von der betreuenden Lehrperson und einem zuvor bestimmten Experten nach einem transparenten Bewertungsraster beurteilt. Die Gewichtung der einzelnen Teile kann innerhalb von Vorgaben zwischen Schülerin und Schüler sowie der Lehrperson vorgängig abgesprochen werden.

Einen Überblick über vergangene Maturitätsarbeiten können Sie sich in unserer Mediathek verschaffen, wo Sie die Arbeiten auch ausleihen können.

Die Arbeitswochen sind eine Vertiefung zu einem Thema und werden im Klassenverband geplant. Auch hier werden überfachliche Kompetenzen eingeübt und somit gehören die Arbeitswochen zum SOL-Curriculum der KUS.

Im Semester 2.1 und 4.2 ist je eine Arbeitswoche im Klassenverband vorgesehen. Einerseits haben diese Wochen eine soziale Funktion, andererseits bieten sie die Möglichkeit zu einer intensiven Auseinandersetzung mit einem bestimmten Thema, das üblicherweise interdisziplinär angelegt wird und von der Klassenlehrperson und einer weiteren Lehrkraft begleitet wird. An der KUS integrieren wir diese Arbeitswochen in unsere SOL-Spirale, indem wir den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geben, sich an der Planung und dem Programm gestaltend zu beteiligen – dies geschieht je nach Alter in unterschiedlichem Masse und bietet die Möglichkeit, überfachliche Kompetenzen durch die Lehrperson betreut einzuüben.